Süddeutsche Zeitung

Gehört, gelesen, zitiert:Sechs Warnzeichen

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Angst vor der sogenannten Cancel-Culture? Der Politikwissenschaftler Yascha Mounk hat für das Online-Magazin "Persuasion" sechs Checkpunkte erarbeitet, an denen man erkennen kann, ob gerade akut die Gefahr besteht, gecancelt zu werden.

Der deutsch-amerikanische Politikwissenschaftler Yascha Mounk, der 2018 mit seinem Buch "Der Zerfall der Demokratie. Wie der Populismus den Rechtsstaat bedroht" bekannt wurde, hat die Online-Zeitschrift Persuasion gegründet. Persuasion möchte gegenüber den hitzigen ideologischen Grabenkämpfen der Gegenwart als Stimme der liberalen Vernunft und Besonnenheit wahrgenommen werden. Im Persuasion-Essay "The Cancel Culture Checklist" macht sich der Autor Jonathan Rauch Gedanken über die Frage, wann genau die kritische Debatte endet und tatsächlich das beginnt, was "Cancel Culture" genannt wird. Er findet sechs Anzeichen, die er als Fragen formuliert. Kann man eine oder zwei von ihnen mit Ja beantworten, bestehe die Gefahr, dass man gecancelt wird; kann man fünf oder sechs mit Ja beantworten, könne man sicher sein, dass man gecancelt werden soll:

"Bestrafung: Werden Sie bei Ihrem Arbeitgeber, bei ihren beruflichen oder ihren privaten Kontaktpersonen denunziert oder stehen Sie auf einer Schwarzen Liste? (. . .) Deplatforming: Versuchen Aktivisten zu verhindern, dass Ihre Arbeit publiziert wird, dass Sie Vorträge halten oder an Konferenzen teilnehmen können? (. . .) Organisiertheit: Macht die Kritik an Ihnen den Eindruck, organisiert und gezielt zu sein, durchsuchen Menschen systematisch ihre Texte und Social-Media-Äußerungen, nach Munition, die sie gegen sie verwenden können? (. . .) Boykotte zweiter Ordnung: Gibt es explizite oder implizite Drohungen gegenüber Menschen, die signalisieren, Sie zu unterstützen? (. . .) Moralische Überlegenheit: Ist der Ton der Angriffe persönlich, anklagend, empört, dämonisierend, und wird ignoriert, was sie wirklich sagen und eher über Sie als mit Ihnen diskutiert? (. . .) Wahrheitlichkeit: Treffen Dinge, die über Sie behauptet werden, nicht zu und machen die Leute, die Falschaussagen äußern, den Eindruck, dass sie das gar nicht kümmert?"

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SZ vom 15.09.2020 / SZ
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