Der Mühldorfer Anzeiger ist ein Ableger des Oberbayerischen Volksblattes und hat nach eigenen Angaben eine Auflage von knapp zwölftausend Stück . Ein solides Meinungsführer-Fundament. Die Redaktion gibt sich bodenständig : Hin und wieder schreibt sie Meinungstexte in bairischer Mundart. Einer dieser Beiträge hat sich gerade mit der Gleichstellung von Frauen beschäftigt . Er beginnt mit einer sehnsuchtsvollen Reminiszenz an eine Zeit, in der Frauen in froher Erwartung der Heimkehr ihrer Männer vom Frühschoppen am Herd standen. Heute hingegen wähne sich in einer Frauenversammlung, wer sich samstags in ein örtliches Gasthaus begibt. Der Artikel (in Klammern wörtliche Übersetzungen) gewährt tiefe Einblicke in den Stand der Genderdebatte in der oberbayerischen Provinz . Nur 80 Kilometer von München entfernt - und doch schon so weit hinterm Mond.
Nua ganz soidn (selten) dauchd da a Mo (Mann) auf, der se umschaud, ob er ned im falschen Film is. Im danaem dro (Nebenraum) san, bis auf oan Disch, nix ois Damen gsitzt, da hasd de ois Mo nimma undahoiden (unterhalten) kenna, weils do so laut warn, dass da Sau grausd. A Muidorfa Wirtin hod des auf den Punkt bracht: ,Des häds früha ned gem, da ham de Frauen dahoam a Arbad ghabd und da Mo a Essn, wenns Mittag worn is', hods festgstoid. Dera ham de Manna dabarmt (Ihr taten Männer leid), de dahaom auf Kind und Küche aufpassn miassn. Sie hod nua an Kopf gschüttelt und voller Unverständnis auf die große Zahl von Frauen gschaud, de se zwischen da Schinkensemme und dem Ei a Glasl Prosecco eigworfa ham. ,Ham de koa Zeit, dass dahoam a gscheids Frühstück auf den Disch bringan', hod sie gschimpfd. Des hod aba ihre Geschlechtsgenossinen ned schwar beeindruckt. De ham weida gschmatzt und warn so richtig guad drauf.