Gehört, gelesen, zitiert:Passives Begehren

Wie könnte männliches Begehren in der Literatur modern und ehrlich dargestellt werden? Der Schriftsteller Luke Brown sucht im "Times Literary Supplement" nach Antworten und findet sie in Sally Rooneys Roman "Normal People".

Im "Times Literary Supplement" denkt der Schriftsteller Luke Brown darüber nach, wie männliches Begehren in der Literatur heute aussehen kann, ohne einerseits gestrig zu wirken und andererseits bestimmte Aspekte männlicher Sexualität auszublenden und auf diese Weise weniger wahrhaftig zu sein. Ein Musterbeispiel dieser neuen Männerfigur findet er in Sally Rooneys Roman "Normal People":

"Connell in 'Normal People' ist eine interessante Fallstudie, was Leser literarischer Bestseller von ihren männlichen Protagonisten heute erwarten könnten. Sein Begehren entflammt ausschließlich in der Gegenwart der Protagonistin, Marianne. Bevor sie zusammenkommen, ist seine Sexualität, trotz seines Status als Schulathlet, Musterschüler und Traummann, passiv und zurückhaltend, ausgeübt nur aus Gründen der Konvention: "Er weiß nicht einmal, wie sich körperliches Verlangen anfühlen soll." Sein Begehren wird vor allem dann wach, wenn Klassengrenzen übersprungen werden (Marianne ist reich und Einzelgängern, er nicht); was er, weil er zwischen dem Wunsch, zu wissen, wo er hingehört, und dem Wunsch auszubrechen, hin und hergerissen ist, zunächst in die Idee sublimiert, dass es in gewisser Weise pervers ist mit Marianne zu schlafen - weil sie unbeliebt ist und nicht weil ihm unangenehm wäre, dass seine Mutter bei ihrer als Putzfrau angestellt ist." SZ

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: