Gehört, gelesen, zitiert: Böser Bob

Wenn das Nobelpreiskomitee gehofft hat, dass es mit Bob Dylan eine große Party feiern kann, wird es sich wohl getäuscht haben. Bisher hat er sich noch nicht mal gemeldet, ob er den Literaturnobelpreis empfangen will. Und seine Ehrungen sind ein Desaster.

Das Nobelpreiskomitee wird allmählich unruhig. Manche Mitglieder sollen sich sogar schon ein wenig ärgern. Bob Dylan, dem sie bekanntlich den Literaturnobelpreis verleihen möchten, geht nämlich nicht ans Telefon. Und sagt auch sonst nichts dazu. Und hat inzwischen auch noch den Hinweis auf den Preis von seiner Website gelöscht. Böser Bob. Wie es ablaufen könnte, sollte der Meister den Preis am 10. Dezember in Stockholm doch noch persönlich entgegennehmen, konnte man 2004 etwa im britischen Independent lesen, der damals über die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Dylan an der schottischen Eliteuniversität St. Andrews berichtete:

"Er trug die traditionelle akademische Robe der Ehrendoktoren und nahm in dem Moment, in dem der Studenten-Chor der St. Salvator's Chapel anfing zu singen, in der ersten Reihe Platz. Nachdem die Sänger ihr Programm absolviert hatten, gab es noch eine Zugabe (. . .): eine Chor-Version von Dylans legendärem Protestsong ,Blowin' In The Wind" (. . .) Dylan sah dabei nervös aus und blickte auf den Ablaufplan in seiner Hand, als wäre der die einzige Sache im Raum. Als der letzte Ton erklungen war, sah er zum Chor hinüber. Und hunderte Augen suchten im Gesicht der Musiklegende nach einer Reaktion. Es gab aber keine. Dylan wirkte undurchschaubar. Er klatschte nicht mal mit. Zum ersten Mal so etwas wie eine Reaktion zeigte Dylan, als der Philosoph Hilary Putnam und die Mikrobiologin Cheryl Tickle ausgezeichnet wurden. Tickle gratulierte er sogar, als sie zu ihrem Platz zurückkehrte (. . .) Dann ging Neil Corcoran aufs Podium, um St. Andrews den weltberühmten Sänger und Songwriter vorzustellen. Aber während Corcoran seine Lobrede hielt, wurde Dylan immer unruhiger. Als er als ,großer Schriftsteller' beschrieben wurde, öffnete und schloss er unentwegt seine rechte Hand. Und als er als ,unberechenbare kreative Energie' gepriesen wurde, begann er, langsam mit dem rechten Fuß zu wippen. Sollte Professor Corcoran gehofft haben, Dylan zeige irgendeine Wertschätzung seiner Worte, wurde er enttäuscht. Dylan rührte sich nicht. Er blieb mit versteinertem Schweigen sitzen."