Humanitäre Katastrophen haben fast immer etwas beunruhigend Diffuses an sich: Einerseits sind die Ursachen zu abstrakt, die Folgen andererseits zu konkret. Wo sie aufeinandertreffen, versagt die Sprache. Der Lyriker Björn Kuhligk hat in "Die Sprache von Gibraltar" die große europäische Sauerei unserer Tage - die neu errichteten Zäune und Todesstreifen - in einer sprachlichen Grenzerfahrung dokumentiert.
Gedichte vom Grenzzaun:Die Schuldkröte
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Der Berliner Dichter Björn Kuhligk fährt in die spanische Exklave Melilla in Nordafrika, wo ein Zaun Flüchtlinge fernhält. Er ist lyrisch der Schuldkröte auf der Spur, die das Gewissen der Europäer irritiert.
Von Philipp Bovermann