Süddeutsche Zeitung

Gedenkkonzert:Vielsaitige Cellistin

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Fany Kammerlander beherrscht Klassik und Pop

Von Dirk Wagner, München

"Ich kenne keine Cellistin, die so um ihr Leben spielt wie Fany Kammerlander", sagt die Sängerin Gudrun Mittermeier, die für einen einzigen Auftritt eine Cello-Begleitung suchte. Dass Fany Kammerlander dann gleich festes Mitglied ihrer Band Somersault wurde, lag nicht nur daran, dass es so wenige gute Pop-Cellisten gibt, wie Mittermeier betont: "Mich beeindruckt vor allem, wie sehr sie mit der Musik verschmilzt, und zwar in der Klassik ebenso wie in der Popmusik." Tatsächlich darf man Kammerlander als eine musikalische Weltenbummlerin schätzen, die sowohl mit Klassik-Ensembles wie den Münchner Philharmonikern oder dem Bachkollegium spielte als auch in Jazzformationen wie La Rose Rouge.

Als Konstantin Wecker seinen Produzenten, den Musiker und Komponisten Gerd Baumann, nach einem guten Cellisten fragte, fiel auch sofort der Name Kammerlander. "Der Konstantin Wecker braucht halt jemand, der in vielen Welten daheim ist, also sowohl einen exzellenten klassischen Musiker als auch jemand, der in der Lage ist, mit Konstantins Musik umzugehen. Und der auch bereit ist, sich jeden Abend aufs neue da einzufühlen", sagt Baumann, der zuvor selbst schon mit der Cellistin bei einem Weihnachtskonzert der Bananafishbones und auf einer Benefizveranstaltung mit Markus Rosenmüller zusammen gespielt hatte. "Vor allem die Intensität ihres Spiels macht sie aus", sagt er über die Frau, die Konstantin Wecker mittlerweile als "einen Gewinn in jeder Hinsicht" preist: "Sie ist eine tolle Cellistin. Sie ist menschlich ein guter Freund. Und sie ist auch experimentierfreudig. Und das finde ich ganz toll. Wir sparen uns mit der Fany eigentlich eine E-Gitarre, weil sie ja auch wirklich mit Sounds arbeitet. Und weil sie auch schon improvisiert, was bei Cellisten nicht all zu häufig der Fall ist", sagt Wecker, der nun schon seit anderthalb Jahren mit Kammerlander zusammen Musik macht.

Dabei hatte er miterleben dürfen, wie intensiv die vielbeschäftigte Musikerin sich trotzdem noch um den befreundeten Gitarristen Robert Wolf kümmerte, als der nach einem Autounfall querschnittsgelähmt war. Mit Weltstars wie Paco de Lucia hatte der Gründer von Quadro Nuevo zuvor gespielt, und jetzt sollte er nie wieder selber über die Gitarrensaiten fingern können. Das war letztlich wohl auch ein Grund, warum Wolf sich am Ende für ein selbstbestimmtes Sterben entschloss. Und wieder ist es Kammerlander, die zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Johannes Barnikel ein Jahr nach Wolfs Tod in der Münchner Bar Gabanyi einem "Freund, Musiker und Komponisten" mit einem Konzert gedenkt, das von dessen eigenem Werk ebenso inspiriert ist wie von großen Komponisten wie Bach, Pärt oder Gurdjeff. Stefan Gabányi, in dessen Bar Kammerlander das Konzertprogramm aussucht und immer sonntags selbst klassische Musik auflegt, trägt zur Musik poetisch-literarische Texte vor, die letztlich auch verbalisierte Musik sind.

Fany Kammerlander und Johannes Barnikel , Donnerstag, 23. März, 20.30 Uhr, Bar Gabányi, Beethovenplatz 2

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Quelle:
SZ vom 24.03.2016
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