Krieg in Nahost:Der neue Orientalismus

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Wer sind „die Palästinenser“? Der Künstler Ahmad Mhanna aus Deir al-Balah im Gazastreifen zeichnet auf Pappstücke, die aus der Verpackung von Hilfsgütern stammt. (Foto: BASHAR TALEB/AFP)

„Die Israelis“ vs. „die Palästinenser“: Seit dem 7. Oktober haben kollektive Zuschreibungen wieder eine hohe Konjunktur. Waren wir nicht schon einmal weiter?

Gastbeitrag von Hanns W. Maull

„Die Israelis“, „die Palästinenser“ und „der Nahe Osten“: Viele Beschreibungen und Analysen, die sich der wieder einmal in Flammen stehenden Region zwischen Mittelmeer und Jordan widmen, kommen ziemlich pauschal daher. Diese obsessive Fokussierung auf kollektive Identitäten ist keineswegs neu: Schon im 19. Jahrhundert bescherte sie der Welt das Zeitalter des Nationalismus. Die gefährlichen Zerrbilder der Wirklichkeit und vor allem die Wahrnehmung des „Anderen“ führten Europa in zwei Weltkriege. In Bezug auf Nahost zeigte der palästinensisch-amerikanische Wissenschaftler Edward Said Ende der 1970er-Jahre die Macht und die Gefahren dieser im doppelten Sinne kollektiven Zerrbilder auf, als er seine Kritik an der mystifizierenden Wahrnehmung des Ostens im Westen formulierte. Said nannte dies „Orientalismus.“ Er beschrieb damit den Blick des Westens auf den Osten, in dem dieser sich als geheimnisvoll verschlossen, einheitlich, exotisch anders und rückständig ausnahm.

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