Süddeutsche Zeitung

Gaito Gasdanow:Versunkene Welt

Von Roswitha Budeus-Budde

Ein Taxi Driver in Paris, nachts, Dreißigerjahre. Die Erinnerungen an diese Zeit überfluten immer wieder den jungen Exilrussen Gaito Gasdanow in seinem Roman "Nächtliche Wege" - den er erst 1952 in New York veröffentlichte. Sie reißen ihn zurück in die morbide Welt der Dirnen und Ganoven, in die auch die Schicksale der russischen Emigranten münden. Die zufälligen nächtlichen Begegnungen während der Taxifahrten, oft kurz und schnell erzählte Anekdoten, schildern das Leben als eine Ansammlung von Absurditäten, die traurig oder komisch oder nutzlos sind. Und die von fast allen Beteiligten nur im betrunkenen Zustand zu ertragen sind. Als ein Zufluchtsort in dieser untergehenden Welt erweist sich das Café, in dem Gaito Gasdanow sie immer wieder trifft, die alternde Halbweltdame Raldy, die junge Schönheit Alice oder Suzanne, die den Emigranten Fedortschenko heiratet. "Können Sie mir nicht erklären, wozu wir leben?" Dessen verzweifelte existenzielle Frage beschäftigt auch den Autor Gasdanow immer wieder, denn er ist mehr als ein Beobachter, in diesem Kaleidoskop einer versunkenen Welt.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2020
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