Friedenspreis des Deutschen Buchhandels:Drama der Welt

Die Auszeichnung geht an den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. In seinen oft überwältigenden Bildern zeigt er die Wunder der Welt.

Von Marie Schmidt

Dass wir uns im großen Jahr globaler Klimaproteste befinden, soll wohl auch der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels widerspiegeln, der auf der Frankfurter Buchmesse 2019 an Sebastião Salgado verliehen wird, wie der Börsenverein jetzt mitteilte. Der in Brasilien geborene Fotograf hat zuletzt unter dem Titel "Genesis" monumentale Bilder unberührter Flecken der Erde gezeigt (hier ein Motiv aus der Antarktis). Bekannt wurde Salgado mit Reportagefotos von Arbeitern in deindustrialisierten Gegenden oder von Flüchtlingen. Diese Bilder wurden 2016 in dem Band "Exodus" wieder aufgelegt. Dass ein nicht im Medium des Wortes beheimateter Künstler den Friedenspreis bekommt, ist in dessen Statuten angelegt. Die fordern vor allem einen Beitrag "zur Verwirklichung des Friedensgedankens". Es kommt dennoch selten vor. Ein bildender Künstler wurde bisher nur 2008 ausgezeichnet: Anselm Kiefer. Die Ästhetik Salgados lebt von Pathos und Überwältigung. Seine von starken Kontrasten beherrschten Schwarz-Weiß-Fotografien rufen nach einem demütig die Wunder der Welt bestaunenden Zuschauer. Dass der Betrachter durch diese Bilder sensibilisiert und aufgerüttelt werden möge, ist der Wunsch des Stiftungsrates, der den Preisträger wählt. Sie können ihn aber, wie Susan Sontag bereits 2003 in dem Essay "Das Leiden anderer betrachten" zu Salgado anmerkte, "auch auf den Gedanken bringen, Elend und Leiden in der Welt seien so verbreitet, so unabänderlich, so dramatisch, dass sich durch gezielte politische Eingriffe an einzelnen Orten nicht viel ändern lässt. Wo ein Thema aus dieser Perspektive betrachtet wird, muss das Mitgefühl ins Schwimmen kommen und sich ins Abstrakte verflüchtigen."

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