Auszeichnung für Liao Yiwu:Friedenspreis für chinesischen Dissidenten

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Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012. Der Autor begehre "sprachmächtig und unerschrocken" gegen die Zustände in seinem Land auf. Unterdrückung und Gefängnis hat er am eigenen Leib erfahren, sein Werk gilt den Menschen am Rande der chinesischen Gesellschaft.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012 geht an den chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu. Der 53-Jährige sei ein unbeirrbarer Chronist, der Zeugnis ablege für die Verstoßenen des modernen China, teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zur Begründung mit.

Liao Yiwu im September 2010 mit einem seiner Bücher. (Foto: dpa)

Man ehre mit in ihm einen Schriftsteller, "der sprachmächtig und unerschrocken gegen die politische Unterdrückung aufbegehrt und den Entrechteten seines Landes eine weithin hörbare Stimme verleiht".

Liao Yiwu habe "am eigenen Leib erfahren hat, was Gefängnis, Folter und Repression bedeuten" und setze "den Menschen am Rand der chinesischen Gesellschaft ein aufrüttelndes literarisches Denkmal".

Schreibverbot und Flucht

Liao Yiwu lebt seit seiner Flucht aus China im vergangenen Jahr in Deutschland. Er wurde 1958 in der Provinz Sichuan geboren. Sein Vater galt während der Kulturrevolution als gefährlicher Intellektueller, die Scheidung von Liao Yiwus Mutter wurde erzwungen. Diese schlug sich daraufhin mit den Kindern durch.

Liao Yiwu arbeitete nach dem Schulabschluss als Küchenhilfe und Lastwagenfahrer und versuchte vergebens, an eine Universität aufgenommen zu werden. Dennoch konnte er sich als Dichter in den frühen 1980er Jahren einen Namen machen. Im Alter von knapp 30 Jahren erhielt er ein erstmals ein Schreibverbot. 1989 verfasste er das epische Gedicht "Massaker" über die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking. Ein Jahr später wurde er wegen "Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda" zu vier Jahren Haft verurteilt.

Nach seiner Entlassung verdiente er sein Geld unter anderem als Straßenmusiker und führte Interviews mit Menschen am Rand der Gesellschaft (festgehalten in einem Buch, das in deutscher Fassung 2009 unter dem Titel "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten" erschien). 2009 wurde ihm die Ausreise zur Frankfurter Buchmesse verweigert, 2011 gelang ihm die Flucht nach Deutschland über Vietnam.

In einer Reihe mit Hermann Hesse und Vaclav Havel

Liao Yiwu wurden bereits diverse Auszeichnungen zuteil, darunter 2003 der Hellman-Hammet-Grant (ein Geldpreis für politisch verfolgte Schriftsteller) und 2007 der Freedom To Write Award vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird ihm zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober 2012 überreicht werden.

Der seit 1950 vergebene Friedenspreis ist eine der bedeutendsten Auszeichnungen des Landes. Geehrt wird damit eine Persönlichkeit aus dem In- oder Ausland, die vor allem auf den Gebieten Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen hat. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Die Preisträger werden von einem Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit gewählt. Der Rat setzt sich aus Mitgliedern des Börsenvereins sowie Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft zusammen. Zu den bekanntesten Preisträgern gehören Albert Schweitzer (1951), Hermann Hesse (1955), Astrid Lindgren (1978), Siegfried Lenz (1988), Vaclav Havel (1989) und Mario Vargas Llosa (1996).

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