Interview mit Fridolin Schley:"Ich erfinde nicht so gut"

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Fridolin Schley hat einen Roman über den Prozess gegen Ernst von Weizsäcker geschrieben. Wie nähert man sich einer solchen Figur? Ein Gespräch über den Hashtag "Nazihintergrund" und die Frage, ob Erinnerung und Tabus mit den Zeitzeugen verschwinden.

Interview von Marie Schmidt

Der Schriftsteller Fridolin Schley führt in seinem Roman "Die Verteidigung" eine deutsche Szene vor: Der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist Assistent der Verteidigung seines Vaters beim größten der zwölf Nürnberger Nachfolgeprozesse, der von 1947 bis 1949 dauerte. Ernst von Weizsäcker war ein hoher Diplomat gewesen und es unter dem NS-Regime geblieben. 1938 trat er in die NSDAP ein, wurde Mitglied der SS und Staatssekretär. Dies alles, so verteidigte er sich, um eine Art verdeckten Widerstand zu leisten und den Kriegsausbruch zu verhindern. Vor Gericht legte man ihm Akten über die Deportation von Juden vor, die er mit seiner Paraphe "W." abgezeichnet hatte. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt, kam allerdings schon 1950 frei und starb ein Jahr später. 2010 brachte der Bericht einer unabhängigen Historikerkommission über die Rolle des Auswärtigen Amtes im Dritten Reich weitere Details ans Licht, etwa wie sich Ernst von Weizsäcker für die Ausbürgerung Thomas Manns verwendet hatte. Richard von Weizsäcker blieb dabei, sein Vater sei daran gescheitert, aus dem Inneren des Systems Widerstand zu leisten. Berühmt wurde indes seine Rede von 1985 zum Gedenken an den 8. Mai 1945, den er darin einen Tag der Befreiung nannte. "Schauen wir", sagte er, "so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge."

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