"Fresh" bei Disney+:Zum Fressen gern

"Fresh" bei Disney+: Lieber gar keinen Mann als den falschen: Daisy Edgar-Jones in "Fresh".

Lieber gar keinen Mann als den falschen: Daisy Edgar-Jones in "Fresh".

(Foto: Disney+)

Eine Horrorkomödie über das Grauen der Partnersuche: "Fresh" bei Disney+.

Von Eva Goldbach

Online-Dating kann sehr belastend sein, vor allem für Frauen. Mansplaining, verletzte Männer-Egos, ungebetene Dickpics - Noa (Daisy Edgar-Jones) hat schon alles erlebt. In einem Intro werden die Schrecken der digitalen Kennenlernwelten ausführlich beleuchtet. Deswegen freut Noa sich zu Beginn des Films "Fresh" sehr, einen Mann ganz klassisch und analog kennenzulernen, im Supermarkt. Der Arzt Steve (Sebastian Stan) spricht Noa an der Gemüsetheke an, macht ein paar charmante Witze und wirkt zumindest auf den ersten Blick nicht wie ein erwachsenes Kind oder ein Psychopath.

Die beiden scheinen sich zu verlieben, haben bald Sex, lachen, essen, trinken miteinander. Alles erscheint perfekt. Vielleicht sogar ein bisschen zu perfekt. Noas Freundin Mollie wird als Erste skeptisch und glaubt, dass mit dem neuen Freund etwas nicht stimmen könnte. Wer ist schon im 21. Jahrhundert nicht auf Instagram? Bald stellt sich heraus, dass das noch der kleinste Makel dieses Mannes ist. Die Beziehung der beiden ändert sich, als Steve Noa auf ein Wochenende im Landhaus im Wald einlädt - und seine wahren fleischlichen Gelüste eher kannibalistischer als erotischer Natur zu sein scheinen.

Alles ist fresh, das Gemüse, die Getränke - vor allem aber das Fleisch

Der Regisseurin Mimi Cave, die nach diversen Musikvideos und Kurzfilmen mit "Fresh" ihr Spielfilmdebüt vorlegt, gelingt von diesem Zeitpunkt an eine elegante Gratwanderung zwischen Horror und Komödie. Ständig bricht sie mit den Erwartungen an typische Genreelemente und -entwicklungen, weil düstere Szenen durch energiegeladene Musik leichter werden und alles grotesk überzogen wird. Trotz des blanken Horrors, den Noa erlebt, ist der Film auf eine makabre Art und Weise auch komisch. Das liegt unter anderem an den vielen Nahaufnahmen der Mundpartien, den ständigen Kaugeräuschen und dem Fokus auf dem frischen Essen. Eigentlich drehen sich alle Szenen um kulinarische Details, der Filmtitel ist Programm. Alles ist fresh, das Gemüse, die Getränke - vor allem aber das viele Fleisch.

In Kontrast zu den blutigen Szenen ist Steves Haus ordentlich und steril, aber die Kunst an den Wänden fleischfarben und das Kleid, das er für Noa aussucht, rosa. Bei anderen Szenen bleibt einem das Lachen dann wieder im Hals stecken, unter anderem bei einer Beinahe-Sex-Szene, die schrecklich schmerzhaft ausgeht. Sebastian Stan spielt den makabren Charakter des plastischen Chirurgen Steve, der Schlimmes mit den menschlichen Körpern anstellt, in einer beängstigend-komischen Performance. Besonders intensiv ist eine Tanzszene, während der er ein Stück Fleisch zubereitet. Die Pointe für sein neuestes Opfer Noa lautet schließlich: Lieber doch keinen Mann als den falschen.

Fresh, USA 2022 - Regie: Mimi Cave. Buch: Lauryn Kahn. Kamera: Pawel Pogorzelski. Mit: Daisy Edgar-Jones, Sebastian Stan, Jojo T. Gibbs, Andrea Bang. Disney, 114 Minuten. Bei Disney+.

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