Französische Literatur:Zunge, Dorf, Freiheit

In "Weine nicht" lässt Lydie Salvayre ihre Mutter den spanischen Bürgerkrieg noch einmal erleben.

Von Joseph Hanimann

Im Feuer historischer Ereignisse brennt Privatglück oder Privatleid sich tiefer in die Erinnerung ein. Die neunzigjährige Frau, die in diesem Buch ihrer Tochter ihr Leben erzählt, hat alles vergessen außer den Monaten, in denen sie 1936 während des spanischen Bürgerkriegs vom Mädchen zur jungen Frau wurde. Durch einen Akt der Auflehnung hatte sie sich dem ihr bevorstehenden Kleinbauernschicksal auf dem Dorf entrissen und in Barcelona den Geschmack der Freiheit gekostet. Zwei Jahre Erfüllung und Enttäuschung, von einer Greisin im "Fragnol" geschildert, jenem Französisch, das auch nach Jahrzehnten des Lebens in Frankreich noch den Klang, den Geschmack, die seltsamen Wortschöpfungen und etwas vierschrötige Ausdrucksweise des spanischen Dorfs in sich trägt.

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