Französische Literatur:Pizza und Poesie

In seinem neuen Roman "Das geheime Leben des Monsieur Pick" verspottet der Bestsellerautor David Foenkinos den Buchmarkt.

Von Franziska Wolffheim

Der in Frankreich gefeierte Bestsellerautor David Foenkinos, dessen Bücher in rund 40 Sprachen übersetzt sind, kann sich eigentlich nicht beklagen. Gerade deshalb schreibt er amüsant und ohne Larmoyanz über seine Branche. Sein neuer Roman ist ein literarisches Schelmenstück, eine Persiflage auf den Buchmarkt.

Wie kommt der Pizzabäcker Pick in einem abgelegenen Dorf der Bretagne dazu, einen Liebesroman zu schreiben? Er liest keine Bücher, beherrscht die französische Orthografie nur ansatzweise und hat niemandem von seinem literarischen Ehrgeiz erzählt. Erst nach seinem Tod wird sein Werk in der Gemeindebücherei gefunden, wo zahlreiche von Verlagen abgelehnte Texte schlummern. Diese "Bibliothek der abgelehnten Manuskripte" ist die Idee eines Bibliothekars, der immer neue Bücher anschafft, aber auch den verwaisten Manuskripten Asyl gibt, die keinen Verlag gefunden haben. Immer wieder kommen desillusionierte Literaten aus ganz Frankreich in das Dorf, um hier ihre Dokumente des Scheiterns abzulegen.

Eines Tages stößt eine ehrgeizige Lektorin aus Paris auf das Manuskript des Pizzabäckers, erkennt das Potenzial der emotionalen Geschichte und beschließt, den Text zu veröffentlichen, "Die letzten Stunden einer großen Liebe" wird ein Bestseller, auch und vor allem wegen der hübschen Story über den geheimnisvollen Pizzabäcker. Seine Witwe mag allerdings nicht daran glauben, dass ihr illiterater Gatte zu diesen verbalen Höhenflügen fähig war, und widersetzt sich der Vermarkungsmaschinerie. Nicht nur sie, auch ein Journalist aus der Buchbranche hat Zweifel an der Hochglanzgeschichte und beginnt zu recherchieren.

David Foenkinos, der sich zuletzt in seinem Roman "Charlotte" dem Schicksal einer in Auschwitz ermordeten jüdischen Malerin zugewandt hatte, ist nun wieder ins leichtere Genre zurückgekehrt. "Das geheime Leben des Monsieur Pick" ist zweifellos von vorn bis hinten konstruiert, die Charaktere sind schablonenhaft und die Dialoge mitunter hölzern. Aber eine kurzweilige Story über den Buchmarkt zu schreiben ist Foenkinos gelungen. Gut also, dass dieser Text nicht in der Gemeindebücherei im bretonischen Finistère gestrandet ist.

David Foenkinos: Das geheime Leben des Monsieur Pick. Roman. Aus dem Französischen von Christian Kolb. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017. 336 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 15,99 Euro.

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