Das Werk von Hallgrímur Helgason (geb. 1959) vereint zwei Seiten: Neben humorvollen und skurrilen Szenen übt er auch ernsthafte Gesellschaftskritik. Berühmt wurde er mit dem Roman "101 Reykjavík", der zum Kultroman avancierte und verfilmt wurde. Darin erzählt er die Geschichte des jungen lethargischen Hlynur, der seine Zeit im Nachtleben Reykjavíks oder vor dem Fernseher verbringt. Für den Roman "Vom verzweifelten Vergnügen tot zu sein" ("Höfundur Íslands"), der auf Halldór Laxness anspielt, erhielt er den Isländischen Literaturpreis.
In deutscher Übersetzung neu erschienen ist zuletzt "Eine Frau bei 1000°" ("Konan við 1000° C"), eine Geschichte über eine schwerkranke alte Dame, die das Internet erforscht. Sie pflegt einen Fake-Account auf Facebook, hackt den E-Mail-Account ihrer Schwiegertochter und plant ihre Einäscherung. Ähnlich skurril ist "Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen" ("10 ráð til að hætta að drepa fólk og byrja að vaska upp"), die Geschichte des Auftragskillers Toxic, der von New York nach Island zieht, um eine neue Identität anzunehmen und locker von seinen Morden plaudert. Mit seinem schwarzen Humor gehört Hallgrímur zu den beliebtesten Autoren Islands und sticht durch seine hippe Sprache hervor.
Hallgrímur studierte in Island und München Kunst. Er gehörte zur isländischen Protestbewegung, die im Zuge der Finanzkrise zum Rücktritt von Islands Premierminister Geir Haarde beitrug. In einer Serie fotografischer Arbeiten beschäftigte er sich mit der Wirtschaftskrise. In einem Statement zur Buchmesse sagte er: "Ich denke, dies ist eine großartige Gelegenheit zu zeigen, dass nicht jedes bedruckte Papier aus Island wertlos ist."