Frankfurter Buchmesse:Das faule Lob des Buches

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Emmanuel Macron und Angela Merkel kurz vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse. (Foto: Getty Images)

In Frankfurt sprach Emmanuel Macron über Bücher, Angela Merkel aber über "das Buch". Aber ist die Literatur an sich gut und politisch heilsam?

Von Thomas Steinfeld

Als Angela Merkel, die letzte Rednerin auf der Feier zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse am Dienstagabend, mit ihrem Vortrag begann, bedauerte sie zuerst, die Sprache Emmanuel Macrons, ihres Vorredners, nicht zu beherrschen. Mit Russisch könne sie dienen, sagte sie, um dann zu einem Lob des Französischen überzugehen. So melodisch, so präzise, so elegant klinge diese Sprache. Man verstand, was sie meinte, aber der Eindruck war nicht nur dem akustischen Ereignis geschuldet. Denn Macron hatte, als einziger Redner des Abends, nicht nur über "das Buch", "die Kultur" und "Europa" gesprochen, sondern über einzelne Bücher. Er hatte Johann Wolfgang Goethe erwähnt, der seinem eigenen Werk, dem "Faust", durch die Übersetzung Gérard de Nervals als etwas Fremdem und Interessantem begegnete. Er hatte André Gide und dessen Interesse an Friedrich Nietzsche zitiert (er hätte auch von der Freundschaft zwischen Gide und dem Romanisten Ernst Robert Curtius berichten können). Und er hatte, in einer persönlichen Reminiszenz, von Paul Ricœur erzählt, dem Philosophen, der als Kriegsgefangener in Pommern während des Zweiten Weltkriegs Edmund Husserl übersetzte und später Macron als studentische Hilfskraft im Archiv beschäftigte.

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