Süddeutsche Zeitung

Frankfurter Buchmesse:Ai Weiwei sagt ab

Der chinesische Künstler Ai Weiwei kommt nicht zur Frankfurter Buchmesse - offiziell aus gesundheitlichen Gründen.

Stefan Kornelius und Henrik Bork

Der chinesische Künstler, Architekt und Regimekritiker Ai Weiwei hat seinen Besuch bei der Frankfurter Buchmesse abgesagt und gesundheitliche Gründe für seine Entscheidung angeführt.

Ai Weiwei, dessen Werk von Sonntag an im Münchner Haus der Kunst zu sehen sein wird, bestätigte seine Entscheidung der Süddeutschen Zeitung. In einer Kurzmitteilung an die SZ schrieb er: "Nach der Operation (einer Gehirnblutung, d.Red.) muss ich mich noch erholen. Die OP-Narben verheilen relativ langsam. Das ist der Hauptgrund. Des weiteren habe ich nicht wirklich Lust auf leere und sinnlose politische Debatten."

Ai Weiwei war im August in der Erdbebenprovinz Sichuan von Sicherheitskräften verprügelt worden. Erst Wochen nach dem Vorfall, während eines Besuchs in München in Vorbereitung der Ausstellung seines Werkes, wurde ein Blutgerinnsel diagnostiziert und operiert. Ai Weiwei erhob nach der Operation schwere Vorwürfe gegen die chinesische Staatssicherheit.

Am Donnerstag kommender Woche sollte Ai Weiwei auf der Frankfurter Buchmesse erscheinen. China ist Gastland auf der Buchmesse, allerdings ist es bereits vor der Eröffnung zu Spannungen über die Einbeziehung von Dissidenten und kritischen Schriftstellern in das Begleitprogramm der Messe gekommen.

Ai Weiwei, der als einer der prominentesten Regimegegner gilt und wegen seiner Bekanntheit offensichtlich einen gewissen Schutz genießt, wurde in Frankfurt mit großen Erwartungen angekündigt. Ob er von offizieller chinesischer Seite zur Absage gedrängt wurde, ist ungewiss.

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Quelle:
SZ vom 06.10.2009/jab
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