Der Freitagabend vor dem Fernseher war in der alten BRD das Gegenstück zum vielbeschworenen Wohlfühlritual am Tag darauf, im Bademantel vor "Wetten, dass..?". Um 20.15 Uhr liefen im Wechsel "Derrick", "Der Alte" und "Aktenzeichen XY", später kam "Ein Fall für zwei" dazu, und neben dem Schrecken der realen Verbrechen, von denen Eduard Zimmermann in seinem Fernsehstudio berichtete, sorgten vor allem die leisen, wie sedierten Kriminalfälle Stephan Derricks, oft in den besseren Vierteln Münchens angesiedelt, für Beklemmung. Die Atmosphäre in den Bungalows und Stadtwohnungen wirkte in allen Folgen sofort unheimlich. Jede Türklingel, jeder Telefonanruf löste ein Aufschrecken der Bewohner aus; das Verhältnis zwischen den Protagonisten, den Familienmitgliedern, Arbeitskollegen oder Nachbarn, schien in den tödlichen Kammerspielen von untergründigen Geheimnissen belastet. Der Schriftsteller Frank Witzel und der Kulturhistoriker Philipp Felsch haben für diese Stimmung in einem Gesprächsband von 2016 die schöne Formel "BRD Noir" gefunden.
Essay "Kunst als Indiz":"Derrick" und das österreichische Gemälde
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Horst Tappert als Kommissar Stephan Derrick in einer Szene der gleichnamigen Serie aus dem Jahr 1977.
(Foto: Istvan Bajzat/dpa)Frank Witzel hat einen Essay über eine einzige Folge der Krimiserie "Derrick" geschrieben.
Von Andreas Bernard
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