Fotoserie:Die Gläubigen (41)

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Unsere Porträts von Gläubigen in New York - heute geht es um einen Erzbischof der Orthodoxen Kirche.

Foto und Protokoll von Martin Schoeller

New York ist der Ort mit der größten Zahl unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. Der Fotograf Martin Schoeller porträtiert in seiner Kolumne jeden Freitag einen gläubigen Menschen aus dieser Stadt. Seine Ausstellung mit Porträts von Stars und Alltagsmenschen ist bis 17.11. in der CWC Gallery in Berlin zu sehen.

Michael Dahulich. Erzbischof der Diözese New York und New Jersey der Orthodoxen Kirche in Amerika. Als Bischof betreue ich mehr als sechzig Pfarrgemeinden, deswegen bin ich jeden Sonntag an einem anderen Ort. Ich versuche, jede Gemeinde mindestens einmal im Jahr zu besuchen. Bei manchen muss ich deswegen auch mal unter der Woche oder am Samstag sein. Aber wenn es ein Sonntag ist, dienen mir als Bischof mehrere Priester, eine Reihe Diakone und Unterdiakone. Die Liturgie ist allerdings immer und für alle die gleiche. Unser zentraler Text ist das Bekenntnis von Nicäa, das in den Jahren 325 und 381 verfasst und bis heute nie verändert wurde. Mit dem bekennen wir uns zur Dreifaltigkeit.

Ansonsten geht es in unserer Kirche um die Vergebung und die Heilung. Auch darum, Leute auf den rechten Weg zurückzubringen, die verwirrt, verloren oder deprimiert sind. Ich habe das selbst erfahren. Nachdem ich das Priesterseminar bestanden hatte, heiratete ich eine wunderschöne Frau und übernahm meine erste Gemeinde. 29 Tage nach unserer Hochzeit hatte ich einen Autounfall, bei dem sie starb. Hätte ich meinen Glauben nicht gehabt, ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre. Ich zweifelte sehr, fragte mich, wenn wir nicht losgefahren wären, wenn ich langsamer oder schneller gefahren wäre, wenn wir früher oder später aufgebrochen wären, wenn ich nie Priester geworden wäre, sie nie geheiratet hätte, wäre sie noch am Leben? Aber mein Glaube zeigt mir, dass ich weitermachen konnte, weil Gott auch in diesem Moment bei mir war, so wie er bei Seinem Sohn war, als er starb. So wusste ich, dass ihr Tod nicht das Ende war.

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