Fotoserie:Die Gläubigen (35)

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Unsere Porträts von Gläubigen in New York - heute geht es um einen Rabbi des humanistischen Judentums.

Foto und Protokoll von Martin Schoeller

New York ist der Ort mit der größten Zahl unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften. Der Fotograf Martin Schoeller porträtiert in seiner Kolumne jeden Freitag einen gläubigen Menschen aus dieser Stadt.

Peter Schweitzer. Rabbi, humanistisches Judentum. Unsere Religion ist eine Bewegung, die Gottesdienste und Unterricht für die Hälfte der jüdischen Gemeinschaft anbietet, die sich selbst als weltlich bezeichnet. Unsere Gottesdienste orientieren sich an denselben Feiertagen, die andere Juden auch begehen, aber wir benutzen eine Sprache, die nicht theistisch ist. Das bedeutet, wir wenden uns nicht in einer bestimmten Sprache an Gott, da wir an keine übergeordnete Gottheit glauben, die in unseren Leben intervenieren könnte. Bei uns gibt es auch keine Verpflichtung, dreimal am Tag zu beten. Das weltliche Judentum ist vielmehr eine Art, dem Leben zu begegnen. Eine Denkungsart, ein philosophisches Konzept. Wir glauben an das wissenschaftliche Denken und die kritische Argumentation. Die Menschen kommen zu uns nicht wegen ihrer religiösen Überzeugungen, sondern weil sie gemeinsame humanistische Werte teilen. Ein Motto ist: Sage, an was du glaubst, und glaube, was du sagst. Wir sprechen miteinander, über unsere Werte, unsere Geschichte und unser Erbe. Wir kommen zusammen mit Gleichgesinnten, um das Leben zu feiern und auch, um mit den Schwierigkeiten des Lebens zurechtzukommen. An ein Leben nach dem Tod glauben wir nicht, auch nicht an einen Himmel im engeren Sinn. Aber ich glaube an die Unsterblichkeit der Dinge, die wir im Leben tun. Durch unsere Taten leben wir weiter in den Erinnerungen unserer Mitmenschen. Mein Glaube gibt mir Halt, einen moralischen Kompass und erstaunliche Momente der Freude und des Glücks.

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