Außerdem werden diverse vom Motiv her verwandt scheinende Fotomontagen von Marinus und Heartfield zu Paaren gruppiert, die vor allem die - erheblichen - Unterschiede in Bildsprache und Bildkonzeption der beiden Monteure markieren: Neben Heartfields weit dynamischeren, im Umgang mit dem Bildraum viel graphischer operierenderen, zur symbolischen Verdichtung und inhaltlichen Prägnanz strebenden Montagen erscheinen die Arbeiten von Marinus anspielungsreicher, komplexer, aber auch komplizierter.
Sie sind hintersinniger und weniger, wie bei Heartfield, an den Techniken der Reklame geschult. Weniger plakativ, aber auch weniger wirkungsmächtig.
Man findet bei Marinus, der natürlich die Arbeiten John Heartfields kannte, mehr Fein- und mehr Hintersinn und weniger Dada. Allerdings auch nicht die naive, nahezu frömmlerische Hingabe an den Bolschewismus wie beim Deutschen.
Marinus war ein Einzelgänger, ein Widerstandskämpfer aus dem zwar linksintellektuellen, aber bürgerlichen Lager. Einer, der Lügen erfand, um die Lüge zu desavouieren.
Marinus, Fotomontage 'Drahtseilakt', Paris 1940, Archiv Robert Lebeck, Berlin
"Hitler blind - Stalin lahm: Marinus und Heartfield. Politische Fotomontagen der 1930er Jahre", bis 19. Oktober im Museum Ludwig, Köln. Katalog: Steidl Verlag, 39 Euro. Informationen: www.museum-ludwig.de.