Fotoprojekt "Souvenir d'un futur":Leben in Frankreichs vergessenen Megalopolen

In den Vororten von Paris stehen riesigen Wohnblöcke, die scheinbar jedes normale Leben erdrückt haben. Fotograf Kronental verblüfft mit seinem Blick auf die Bewohner.

Von Carolin Gasteiger

13 Bilder

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Immens und scheinbar unverwüstlich stehen sie da, die "Grands Ensembles". In den riesigen Wohnblöcken in den Vororten von Paris leben Tausende Menschen auf engstem Raum. Die Bewohner bräuchte ein Fotograf gar nicht, um die Gigantik der Wohnanlagen zu illustrieren, die vom Leben im Pariser Zentrum abgeschnitten scheinen.

Im Bild: Le Pavé Neuf, Noisy-le-Grand​

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Allein die Architektur der Wohnanlagen wäre ästhetischer Anspruch genug, um eine Fotoreihe zu füllen. Aber Laurent Kronental interessiert mehr als das. Dem französischen Fotografen geht es um den Kontrast zwischen den riesigen Gebäuden und ihren Bewohnern. Dabei hat er die Anlagen ausgesucht, die ihm besonders zeitlos erschienen. Man könnte auch sagen, besonders hübsch. Denn mit hässlichen Plattenbauten haben Kronentals Bilder wenig zu tun.

Im Bild: Joseph, 88, Les Espaces d'Abraxas, Noisy-le-Grand

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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In "Souvenir d'un future", also "Erinnerungen an eine Zukunft", versucht der 29-Jährige, Menschen und Architektur zusammenzubringen. Wo sind die Bewohner, von denen manche seit dem Bau hier leben? Verloren stehen viele seiner Protagonisten in der kühlen Kulisse aus Beton, wirken aber doch stolz.

Im Bild: Claude, 94, Les Tours Aillaud, Cité Pablo Picasso, Nanterre

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Ebenso wie die Bauten sind die Bewohner mit ihnen gealtert. Auf seiner Website schreibt Kronental: "In den aufgebrochenen Wänden verbergen sich ebenso wie in den Falten der Gesichter Stolz und Vitalität, von denen wir glaubten, sie seien verschwunden."

Im Bild: Les Espaces d'Abraxas, Noisy-le-Grand

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Hinter den riesigen Mauern scheinen die Ungetüme aus Beton ihre Bewohner verschlungen zu haben. Auf manchen seiner Aufnahmen wirken die Gebäude so wuchtig, dass die Menschen sich darin verlieren - und dann doch irgendwo auftauchen.

Im Bild: Les Damiers, Courbevoie

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Viele der Großstadtsiedlungen wurden in den Fünfzigern angelegt, um die Wohnraumknappheit nach dem Krieg zu bewältigen; bis in die Achtziger wurden weitere Hochhäuser gebaut. Mit ihrer futuristischen Architektur schienen die Viertel ihrer Zeit voraus.

Im Bild: Les Espaces d'Abraxas, Noisy-le-Grand

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Mit seinen Bildern will der Fotograf eine Generation in den Vordergrund rücken, die scheinbar in Vergessenheit geraten ist. Auf Porträtaufnahmen hat er bewusst verzichtet. Vielmehr will er die älteren Menschen in Bezug zu ihrem Wohnort setzen, wie sie in ihrer Umgebung agieren, in der sie oft "verloren" wirken.

Im Bild: Les Tours Aillaud, Cité Pablo Picasso, Nanterre

Souvenir d'un Futur

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Manche Bewohner können sich noch an die Zeit erinnern, als die Siedlungen gebaut wurden. Wegen der niedrigen Mieten damals nennen viele diese Wohnanlagen südwestlich von Paris heute noch das "Versailles des Volkes".

Im Bild: Jacques, 82, Le Viaduc et les Arcades du Lac, Montigny-le-Bretonneux​

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Quelle: Laurent Kronental

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Die Vororte der französischen Hauptstadt, ausgegrenzt am Rand der Metropole, werden oft mit Armut, Einsamkeit und Krminalität in Verbindung gebracht. Ähnlich wie die Architektur seien auch die Menschen, die hier leben, Außenseiter, sagt Kronental.

Im Bild: Roland, 85, Les Arcades du Lac, Montigny-le-Bretonneux

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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Vier Jahre lang arbeitet der Fotograf bereits an seinem Projekt, zu dem ihn ein Auslandsaufenthalt in China inspirierte. Fasziniert vom Leben in einer Megalopolis, dem Kontrast aus gigantischen Bauten und ihren vielen Bewohnern, setzte Kronental seine Arbeit in Frankreich fort.

Im Bild: Les Espaces d'Abraxas, Noisy-le-Grand

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Quelle: Laurent Kronental

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Auch er selbst ist in einem dieser Hochhaus-Viertel aufgewachsen. Ihn fasziniere die Aura der Anlagen, die überdimensionierte Raumplanung und ihr zugleich raues wie poetisches Aussehen.

Im Bild: Cité du Parc et cité Maurice-Thorez, Ivry-sur-Seine

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Quelle: Laurent Kronental

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Zu vielen der abgebildeten Personen hat Kronental ein fast freundschaftliches Verhältnis. Oft zeigt er auch ihre Wohnungen. Durch diesen Blick verleiht er den "Grands Ensembles" ein Innenleben und somit Charme und Lebendigkeit.

Im Bild: Les Tours Aillaud, Cité Pablo Picasso, Nanterre

Souvenir d'un Futur

Quelle: Laurent Kronental

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In Zukunft sollten Architekten privaten und öffentlichen Raum stärker verknüpfen, statt abgeschirmte Randzonen zu schaffen, meint Kronental. Die bestehenden Gebäude, wie hier in La Défense, sollten sie von Grund auf überdenken und an das Leben in diesen Vierteln anpassen, statt sie verfallen zu lassen. Nicht, dass auch die nächste Generation, die hier lebt, in Vergessenheit gerät.

Im Bild: Les Tours Aillaud, Cité Pablo Picasso, Nanterre

Die Aufnahmen aus Laurent Kronentals Projekt "Souvenir d'un future" sind von 26. März an auf dem Fotofestival "Festival Circulations" in Paris zu sehen.

© SZ.de/kaeb/holz
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