Fotografie:Unter Spielern

Die Studien eingefrorener Bewegung der SZ-Fotografin Regina Schmekens sind im Berliner Museum für Fotografie noch bis zum 30. Juli zu sehen.

Dirk Peitz

Das ist zunächst einmal ein Widerspruch: Dass man die Bewegungen des menschlichen Körpers mit den Mitteln des fotografischen Bildes studiert - auch wenn es seit der Erfindung der Hochgeschwindigkeitsfotografie möglich ist, rasend schnelle Bewegungsabläufe in immer kürzeren Einzelintervallen lückenlos fotografisch zu dokumentieren.

Unter Spielern

Unter Spielern Fotografie aus der Ausstellung 'Unter Spielern' von Regina Schmeken im Museum für Fotografie, Berlin vom 24. Mai bis 30. Juli 2006.

(Foto: Regina Schmeken)

Doch darum geht es in den Schwarzweiß-Bildern gar nicht, die Regina Schmeken nun in ihrer Ausstellung "Unter Spielern" im Museum für Fotografie Berlin zeigt. Obwohl die Abbildungen, die ganz auf das Bewegungsgeschehen im Vordergrund konzentriert sind, dies zunächst ihrem Bildinhalt nach nahe legen würden, sieht man hier ausschließlich professionelle Fußballer, Fechter und Balletttänzer in Aktion.

Mithin also Menschen, die ihre Körper als reine Funktionswerkzeuge einsetzen: Erst und nur die Bewegung und die dafür jeweils notwendige spezifische körperliche Elastizität, Dynamik, Kraft und Ausdauerfähigkeit ermöglichen den Sport und die Kunst in höherer Form.

Poesie im kurzen Moment

Genau deshalb aber scheinen Schmekens Fotografien weniger Abläufe abbilden zu wollen als vielmehr die jeweiligen Bewegungstalente, die motorischen Zurichtungen, Automatisierungen, Verrenkungen des Muskel- und Gelenkapparats, die im Geschehen selbst kaum sichtbar werden. Sondern erst, wenn sie wie hier fotografisch geradezu eingefroren werden in einem kurzen Moment und so ihre ganz eigene Poesie entfalten.

Im riesenhaften, unsanierten, ruinösen Kaisersaal des Museums mit seinen roh klaffenden Steinwänden und der offen hervortretenden Holzdachträgerkonstruktion hängt Schmeken in luftiger Höhe großformatige Abbildungen von Tänzern des Bayerischen Staatsballetts, fotografiert in Choreografien von Itzik Galili sowie von William Forsythe, neben diejenigen von Fußballspielern, die während Bundesliga- und Nationalmannschaftsspielen fotografiert wurden.

Unter Spielern

Doch wird in diesen Bildern nicht etwa die Grobmotorik des Sports denunziert - zugunsten der vermeintlich feineren, gleichsam gebildeteren, bewussteren Form von Bewegung in der Tanzkunst. Und auch die Exzentrik begnadeter Körper und ihrer erstaunlichen Biegungsfähigkeit wird nicht herausgestellt. Sondern viel eher das Bei-sich-Sein, das Mit-sich-eins-Werden des Menschens in der Bewegung.

Am Kopfende des Saals wird das besonders deutlich: Dort sind zwei einzelne Tänzerabbildungen neben dem eines Torwarts, der über den gefangenen Ball gebeugt ist, zu einem Triptychon kombiniert - die drei Fotografien wirken wie Momentaufnahmen tiefster innerer Ruhe.

Im Kontrast dazu sind in der Sichtachse im kleineren Kabinettnebenraum drei umso explosivere Bewegungsbilder zu einem weiteren Triptychon gruppiert: Jeweils zwei Körper treffen hier aufeinander - im Tanz die Partner eines Pas de deux, im Sport die Duellanten eines Fechtkampfs.

Hier wie auch auf einigen der im großen Saal befindlichen Fußballbilder treten die bewegten Körper in einen Dialog, werden die verschiedenen Formen dieser Art nonverbaler Kommunikation gezeigt, ihre Mechanik von Anziehung und Abstoßung. Im Fußball steht am Ende schlimmstenfalls das Foul, im Fechten bestenfalls der Treffer, im Tanz besten- und schlimmstenfalls: die Liebe.

"Regina Schmeken - Unter Spielern". Bis 30. Juli, Museum für Fotografie, Berlin. Info: Tel. 030 / 266-2188.

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