Fotografie: Landschaften mit Leichen:Todchic in alle Ewigkeit

Zum Sterben schön: Fotograf Izimia Kaoru garniert betörende Landschaften mit perfekt gestylten Frauenleichen. Wenn der Tod zum Schmuckstück wird.

Nadine Barth

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Foto Leiche Izimia Karou

Quelle: SZ

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Zum Sterben schön: Fotograf Izimia Kaoru garniert betörende Landschaften mit perfekt gestylten Frauenleichen. Wenn der Tod zum Schmuckstück wird.

Die Augen starren ins Leere, der Körper wirkt leblos, eingefroren für die Ewigkeit. Und doch ist da dieser Schimmer auf den Lippen, wie eben erst geschminkt, und diese makellosen Luxus-Kleider, bei denen man sofort an eine Formel denken muss: "in Schönheit sterben".

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Izima Kaoru heißt der Fotograf dieser verstörenden Bilderserie, die er "Landscape with a corpse" genannt hat, und an der er seit 1993 arbeitet. Ausgestellt in Museen und Galerien überall auf der Welt, sind nun erstmals alle Fotografien gesammelt in einem opulenten Band erschienen.

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Irritiert von den Zwängen der Modeindustrie hatte sich der Japaner der freien Kunst zugewandt, um mehr Poesie - und Ironie - in seine Bilder aufnehmen zu können. Schon die Titel der Aufnahmen sind ein Indiz...

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... für die nimmersatte Trendmaschinerie, die jede Saison immer neue Kollektionen gebären muss: "Shingyoji Kimie wears Hermès", "Itaya Yuka wears Comme des Garçons" oder auch "Tominaga Ai wears Prada".

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Wie ein Filmregisseur tastet sich der Künstler nach und nach an die schöne Tote heran. Von der Vogelperspektive, in der noch die umliegende Landschaft oder die ganze Architektur zu sehen ist, zoomt er sich von Bild zu Bild näher heran, um dann in einer Großaufnahme auf dem Gesicht zu verweilen. Der Betrachter wird so zum Detektiv, der wie in einem Suchbild die Leiche finden muss.

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Nun ist der Tod ein nicht gerade unbekanntes Thema in der Kunst, auch die Modefotografie hat sich lange vor Kaoru mit seiner Darstellung beschäftigt. Unvergessen: Guy Bourdins Kreideumriss auf dem Asphalt und daneben ein Paar Charles-Jourdan-Pumps - der Tatort als Anzeigenkampagne. Auch Cindy Sherman inszenierte sich in den 1980er Jahren als jugendliches Opfer, um auf die Problematik der Pubertät hinzuweisen.

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Doch Izima Kaoru ist in seiner Radikalität, mit der er den Tod zum assoziativen Traum stilisiert, noch konsequenter. Kein Detail wird dem Zufall überlassen, jede Falte ist sorgsam drapiert, ein ganzes Heer von Stylisten und Make-up-Experten sorgt für die professionelle Umsetzung der Vision.

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Ob erschossen, erstochen, ertrunken oder sanft entschlafen - die Todesursache sowie die Örtlichkeit und den Designer durften die Models oder Schauspielerinnen vorher bestimmen.

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So finden sich Sonnenblumenfelder, Spielhallen, nächtliche Filmsets oder Flughäfen unter den Locations. Bei den Looks ist die ganze Bandbreite vorhanden, vom Haute-Couture-Hosenanzug bis zum Hochzeitskleid.

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Durch knallige Farben, die Platzierung der leblosen Körper in einem leeren Raum und Referenzen an die jeweils aktuelle Mode, schafft Izima Kaoru eine Künstlichkeit, die nie kitschig wirkt, sondern die eigene Vergänglichkeit auf verspielte Weise überhöht. Dazu passt, was der Buddhismus empfiehlt: jeden Tag einmal über den eigenen Tod zu meditieren.

Izima Kaoru, "Landscape with a Corpse", erschienen im Hatje Cantz Verlag.

Fotos: Alle aus dem besprochenen Band.

(Text: Nadine Barth, SZaW vom 17./18. Januar 2009/holz)

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