Fotografie:Ganz leise Zärtlichkeit

Unter dem Künstlernamen Madame d'Ora hat die Fotografin Dora Kallmus den Glamour einer Epoche eingefangen. Später hat sie aber sarkastisch auf die Katastrophen des 20. Jahrhunderts reagiert.

Von Till Briegleb

Glamour wirkt auf die meisten Betrachter verlockend und unschuldig. Das Ausschmücken von Körpern und Räumen mit luxuriösen Oberflächen weckt Sehnsüchte und Neid. Aber wie unschuldig ist Glamour wirklich? Warum wurde ausgestellter Reichtum so oft in der Geschichte der Falschheit und Lüge bezichtigt und zur Vorlage von Karikaturen, die schreiendes soziales Unrecht anprangerten? Warum erkoren die Architekten der Moderne die opulent dekorierte Wiener Ringstraße zu ihrem ersten Feindbild, um in Reaktion die universelle Schlichtheit für alle Menschen zu entwerfen? Und welche Morbidität vermitteln bis heute die aufwendigen Selbstinszenierungen von autokratischen Regimen, die nicht nur die Leidtragenden als Fata Morgana von Rechtschaffenheit wahrnehmen müssen?

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