Fotoband: "Beneath the Roses":Schön schaurig

Hübsch wie Hopper und horrormäßig wie Hitchcock - die Phantombilder des Gregory Crewdson.

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Fotoband "Beneath the Roses"

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Hübsch wie Hopper und horrormäßig wie Hitchcock - die Phantombilder des Gregory Crewdson.

Die amerikanische Suburb ist das große Mysterium, die Keimzelle des amerikanischen Lebens. Alles kommt aus ihr und kehrt wieder zu ihr zurück. In seiner Serie "Beneath the Roses" präsentiert der eigenwillige Fotokünstler Gregory Crewdson Suburb als Zwischenreich von Idylle und Horror, als Übergang von Diesseits zum Jenseits.

Text: Fritz Göttler

Foto: Gregory Crewdson

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Wie Schneisen, die die Zivilisation in die Natur schlägt, oder auch wie Lichtungen, die Natur in der Zivilisation sich zurückerobert. Ein verwunschener Wald, und die Menschen in ihren Spukhäusern haben die bleiche Aura von Schaufensterpuppen, von Zombies. Seitdem die Wirtschafts- und Ölkrise die amerikanische Suburb zur Bedeutungslosigkeit zu verdammen droht, sieht man diese Bilder noch hoffnungsloser. Eine Welt zum Stillstand verdammt.

Foto: Gregory Crewdson

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Ästhetik der Entfremdung heißt ein Text von Crewdson, der Edward Hopper gewidmet ist. Hopper hat ihn geprägt, und Cheever und Carver, aber auch Rockwell - eine Mischung aus Norman Rockwell und Norman Bates, hat ihn ein Kritiker mal genannt. An Hitchcock ist die Inszenierung orientiert - "Vertigo" und die Fünfziger, als Hitchcocks Werk immer phantomhafter wurde -, das Licht ist so überirdisch wie in Spielbergs "Close Encounters". Gregory Crewdson imitiert die Produktionsweise von Hollywood, er lässt tagelang Straßenzüge sperren, hat für die Interieurs ein Team von Beleuchtern und Ausstattern und mit Richard Sands einen Kameramann, der ihm seit vielen Jahren assistiert. Mit Kino aber hat seine Kunst nicht wirklich zu tun - auch wenn er selbst ab und zu mit einem Filmprojekt kokettiert, mit Tilda Swinton.

Foto: Gregory Crewdson

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Alles ist hier auf den Moment konzentriert und berechnet, man bleibt immer außerhalb, diesseits des Spiegels. Was vorher sich ereignet und danach, das interessiert mich nicht, sagt Gregory Crewdson. Sein Vater war Psychoanalytiker, das Sprechzimmer befand sich im Keller des Familienhauses, und manchmal legte der kleine Gregory das Ohr auf den Boden des Wohnzimmers. Den inszenierten imaginären Blick, den abrupten Eintritt in ein fremdes Bild hat Walter Benjamin einmal so beschrieben: "In der Repräsentation des Menschen durch die Apparatur hat dessen Selbstentfremdung eine höchst produktive Verwertung erfahren."

Foto: Gregory Crewdson

Beneath the Roses. Werke 2003 - 2007. Mit einem Text von Russell Banks. Hatje Cantz Verlag 2008. 140 Seiten, 128 Abb., 49,80 Euro.

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