Folk-Pop:Neue Freunde

Der Songwriter Jordan Prince zog der Liebe wegen von New Orleans nach München. Dass er hier angekommen ist, beweist seine neue EP, die er in der Bar Gabanyi vorstellt

Von Martin Pfnür

Fragt man Jordan Prince nach den Dingen, die er an seiner Heimatstadt New Orleans besonders vermisst, so entfaltet sich bald ein kleiner Bilderstrom vor dem inneren Auge. Das ändere sich zwar ständig, sagt er, derzeit vermisse er jedoch vor allem die kochend heißen Sommer und die Tiefenentspanntheit der Leute, die deftigen Catfish Po' Boy-Sandwiches mit Remouladensoße und den Baum mit den Windspielen im Stadtpark. Zudem vermisse er es, im Auto mit heruntergelassenen Fenstern die breite Carrollton Avenue herunterzufahren und dabei tief einzutauchen in die Atmosphäre dieser Hafenstadt im sumpfigen Süden der USA, die unter Amerikanern auch unter dem Spitznamen "The Big Easy" firmiert.

Etwa anderthalb Jahre ist es her, dass Jordan Prince "The Big Easy" den Rücken gekehrt hat. Der Liebe wegen ist der Singer-Songwriter im Herbst 2015 nach München gezogen, wo man sich als "nördlichste Stadt Italiens" ebenfalls gerne eine gewisse Leichtigkeit im Lebenswandel zuschreibt. Und dennoch, leicht sei das in den ersten Monaten nach dem Umzug trotzdem alles nicht gewesen, sagt der 26-Jährige. Zu groß die soziale Leerstelle, die durch die zurückgelassenen Freunde entstanden sei, zu zäh der Anpassungsprozess und die Suche nach neuen Mitmusikern und Freunden, was für Jordan Prince stets ein und dasselbe ist. "Depressed" habe er sich hier in diesen ersten Monaten gefühlt, sagt der Mann aus Louisiana.

Jordan Prince

Federleicht, folkig - Jordan Prince hinterlässt erste Eindrücke in der Münchner Szene.

(Foto: Jordan Prince)

Nun mag das Gefühl der Niedergeschlagenheit und der Entwurzelung zwar kein schönes sein. Als Ausgangszustand für die Arbeit an einem dunklen, schwermütigen Song ist es dennoch nicht das verkehrteste, wie sich an einem fein gepickten Stück wie "Parade" zeigt. Es ist einer der ersten Songs, die Prince in seiner neuen Wahlheimat schreibt, und so anrührend, wie er seinem Seelenleben, seiner Melancholie hier Ausdruck verleiht, indem er in ein schwer angeschlagenes lyrisches Trinker-Ich schlüpft, wundert es nicht, dass ihm dieser Song auch jene Aufmerksamkeit beschert, die es eben braucht, um überhaupt als Songwriter in einer neuen Stadt wahrgenommen zu werden. "Can someone please lend a hand? / For this young man is having trouble / with getting to his feet / let's get him out there on the street", singt er da mit heller Stimme, was sich im Kontext des Lieds zwar mehr auf eine Kneipen- als auf eine Lebenssituation bezieht, dabei jedoch auch die ersten Monate des Amerikaners in der bayerischen Landeshauptstadt sehr treffend zusammenfasst.

Ein knappes Jahr lang übt er sich als emsiger Netzwerker, bespielt solo allerlei offene Bühnen und ergattert schließlich auch Support-Auftritte in kleinen Konzertclubs und Cafés, bis man ihn im Sommer 2016 im Rahmen einer Live-Session beim BR-Format Puls vorstellt. Erst hier tritt er erstmals in der so lang ersehnten Bandformation auf und wird dabei von lokal bekannten Musikern wie Henny Gröblehner (alias Pour Elise) am Keyboard oder Marc Boysen (Young Chinese Dogs) an den Drums begleitet, die heute zu einem ganzen Pool von Freunden zählen, die ihn mittlerweile im Wechsel auf der Bühne und im Studio begleiten. "No Manual" nennt sich das erste Ergebnis dieser neuen Lebensphase, die Jordan Prince als Musiker aus der Isolation zurück in die Vernetztheit führte. Vier federleichte, folkig angehauchte Songs auf Piano-Basis, deren Arbeitstitel sich auch auf die Suche nach neuen Freunden beziehen lässt. Denn für die gibt es nun mal keine Anleitung.

Jordan Prince & Band, Donnerstag, 23. März, 20.30 Uhr, Bar Gabanyi, Beethovenplatz 2

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