Folk:Gefühlsstreit

"Augustin" aus Teisendorf stellen ihr neues Album "Colors" vor

Von Martin Pfnür, Teisendorf

Es ist ein subtiler Widerstreit der Gefühle, den Augustin um Songwriter Michael Regner mit ihrem Song "Magnet Balls" illustrieren. Man kann ihn derzeit noch auf ein paar Kino-Leinwänden verfolgen, in Hans Weingartners Roadmovie "303". Jule und Jan sind zwei Mittzwanziger. Sie treffen zufällig vor einer Berliner Tankstelle aufeinander und wollen beide Richtung Iberische Halbinsel, um den dort lebenden Freund in Portugal mit ihrer Schwangerschaft zu konfrontieren (Jule), respektive den leiblichen Vater in Spanien kennenzulernen (Jan). Bald kommt es auf der spontan gemeinsam angetretenen Reise in Jules Wohnmobil zu Diskussionen, in denen sich die Protagonisten ihre sehr unterschiedlichen Vorstellungen im Hinblick auf ethische, politische oder sexuelle Fragen um die Ohren hauen - und doch spüren, dass da noch etwas anderes mitschwingt.

Augustin

Michael Regner (rechts) und seine Band "Augustin" setzten auf Folk an der Grenze zum Pop.

(Foto: Augustin)

"Magnet Balls", den Titeltrack des Films, darf man sich als eine Art musikalische Entsprechung vorstellen. Eine, die den besagten Widerstreit der Gefühle zwischen Anziehung und Abstoßung metaphorisch aufgreift und mit einem Folk-Sound zusammenführt, in dem sich die Reinheit dieser Liebe ebenso klar widerspiegelt wie das Flair und die Ungebundenheit des sommerlichen Unterwegsseins. Da ist Michael Regners feines Fingerpicking auf der Akustischen und dieser sacht von Ben Mörtl zum Schwingen gebrachte Kontrabass, der etwas später einsetzt. Da sind die edel harmonierenden Stimmen von Gastsängerin Jana Iris und Regner selbst. Und da sind die sanft federnden Drums und dieses berückend schön heraufwogende Zusammenspiel von Geige und Cello, so zart wie eine Sommerbrise auf der Haut. Kein Wunder also, dass der österreichische Regisseur Hans Weingartner ("Die fetten Jahre sind vorbei") Regner nach Vorlage der ersten Songs und Instrumentals, die dieser inspiriert von einer kurzen Einsicht in die Rohfassung des Films schrieb, direkt als Filmkomponisten für "303" engagierte.

Seit 2011 arbeitet der ebenso wie seine Bandkolleginnen Anna Kinschel (Geige) und Anne Keckeis (Cello) am Salzburger Mozarteum ausgebildete Musiker an Folk-Songs, denen die Griffigkeit des Pop durchaus nicht fremd ist, und die sich doch allein in ihrer klassischen Instrumentierung vom Sound vieler zeitgenössischer Folk-Pop-Bands abheben. Nachzuhören ist das auf dem dritten Augustin-Album "Colors", auf dem sich in Form von "Magnet Balls" und dem Titelsong auch zwei der Soundtrack-Stücke finden, die das Quartett mittels einer erstaunlichen Bandbreite an Klangfarben und Tempi ergänzt. Sie reicht von der Irish-Folk-Note, mit der Songs wie "Silver Linings" oder das fröhlich apokalyptische "The Reel Catastrophe" zum rasant gefiddleten Scheunentanz bitten, über die entschleunigte Melancholie und die behutsam heraufgeschraubte Intensität von "Terminal" bis zu den erhaben elektrifizierten A-capella-Harmonien des finalen "Hypnotized" - und ist damit noch längst nicht erschöpft.

Augustin, Donnerstag, 20. September, 21 Uhr, Glockenbachwerkstatt, Blumenstraße 7

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: