Förderung:Geld aus Riad

Das Museum für Islamische Kunst in Berlin erhält neun Millionen Euro von einer Stiftung, die der saudische Milliardär Alwaleed bin Talal gegründet hat. Ist eine solche Spende aus diesem Land die richtige Förderung für ein islamisches Museum?

Von Sonja Zekri

Es gibt weniger umstrittene Spender, aber kaum reichere. Das Museum für Islamische Kunst in Berlin erhält neun Millionen Euro von der Alwaleed-Philantropies-Stiftung, die wiederum von dem saudischen Milliardär Alwaleed bin Talal gegründet wurde, der über ein weltweites Geschäftsimperium verfügt, unlängst aber - wie andere saudische Prinzen - zwei Monate in einem Luxushotel festgehalten wurde: Korruptionsvorwürfe, Machtkämpfe, es war schwer zu durchschauen. Ist Geld aus dem Wahhabiten-Staat Saudi-Arabien die richtige Förderung für ein islamisches Museum? "Man muss unterscheiden zwischen dem Staat und den Akteuren, die gesellschaftlichen Wandel wollen", sagt Stefan Weber, der Direktor des Islamischen Museums: "Und Alwaleed Philantropies hat viel Positives bewirkt, unterstützt den sozialen Wandel in Saudi-Arabien, hat Universitäten in England und Amerika unterstützt." Auch der Louvre lässt sich von Talal unterstützen.

Das Geld aus Riad soll in den Umbau der jetzigen Dauerausstellung und in die künftige Dauerausstellung im sanierten Pergamonmuseum fließen, in die verbesserte Präsentation von Objekten durch leichter zugängliche Präsentationen, aber auch in kulturelle Bildung an Schulen und das "Multaka"-Projekt, bei dem Migranten Flüchtlinge durch das Museum führen und das inzwischen als modellhaft gilt. Dass das Thema seines Museums inzwischen nicht nur kulturell, ja, nicht einmal mehr religiös, sondern politisch benutzt und manchmal missbraucht wird, sieht Weber als Aufforderung zur Einmischung: Sein Haus kooperiert mit dem Imam-Ausbildungsinstitut in Osnabrück und Moscheegemeinden in Berlin - ohne saudische Förderung. Kultur sieht er als Produkt gegenseitiger Abhängigkeiten, vielfältiger Strömungen. In Zeiten, in denen Kunst oft als Instrument des Ausschlusses dienen muss, ist das unbezahlbar.

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