Flüchtlingsdebatte:Zu Gast beim reichen Mann

"Willkommenskultur" braucht eine gute Verwaltung. Sie muss mit der Enttäuschbarkeit der Menschenliebe rechnen.

Von Lothar Müller

Bayerische Bürger, die am Münchner Hauptbahnhof die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder Schwarzafrika begrüßen, mit Handschlag oder Umarmung, Wasser reichen, Süßigkeiten und Spielzeug für die Kinder. In den sozialen Netzwerken verbreitete Warnungen, die dazu führen, dass ein Trupp Rechtsradikaler, die am Dortmunder Bahnhof aufkreuzen, um Flüchtlinge auf ihre Art zu begrüßen, angesichts der Mehrheit von Gegendemonstranten wieder abziehen. Der aktuelle Begriff zu diesen Bildern und Nachrichten heißt "Willkommenskultur", er ist das helle Pendant zum "Dunkeldeutschland" der Brandanschläge auf Flüchtlingsheime und fremdenfeindlichen Demonstrationen. Will man überdenken, was derzeit in diesem Spannungsfeld geschieht, so ist es nützlich, die "Willkommenskultur" in den alteuropäischen Begriff zurückzuübersetzen, den sie aufruft: Gastfreundschaft. Der Appendix "-kultur" fällt dann fort, und die Frage nach den Gesetzen der Gastfreundschaft tritt hervor, die Frage nach dem Verhältnis zwischen den philanthropischen Impulsen, die sie stützen, und den Rechtsbestimmungen, die sie einschränken.

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