Eigentlich hätte man meinen können, wenn da ein Wiener unter dem Kalauer-Namen Voodoo Jürgens auftritt und auf schrulliger Bänkelsänger macht, dann wird der ein feiner Independent-Tipp bleiben und für immer in Beisln (österreichisch: Kneipen) spielen. Als er vor drei Jahren auftauchte, war bei ihm alles krummer, sperriger als bei Wanda und den anderen österreichischen Bands, die mit Exportschlagern zu Exportschlagern wurden. Aber Jürgens (bürgerlich David Öllerer) spielte unermüdlich auf kleinen Bühnen seine Lieder, die in breitem Wienerisch vom Leben erzählen, vom Rausch, von der Stadt, von der Liebe. Und weil er viel Charme hat und die Leute sich begeistert von seinen Konzerten erzählten, wurden die Bühnen größer und größer. In Österreich ist er jetzt ein Star und drei Jahre nach seinem Debütalbum, gibt es endlich ein neues, es heißt "'s Klane Glücksspiel" und klingt wie ein weinseliger Beisl-Abend: akustische Instrumente, Ziehharmonika, schräge Bläser, manchmal ein bisschen weit im Schunkligen, dann wieder aufgefangen durch Tom-Waits-Anleihen. Dazu Jürgens' leicht knatschiger Gesang, schöne und traurige Geschichten vom Kartenspielen, Taxifahren, Feiern, Träumen. In den nächsten Wochen ist er auf Tour, auch in Deutschland. Spätestens für den Termin in Dortmund sollte er vielleicht schauen, ob man Konzerte auch mit Untertiteln geben kann.