Süddeutsche Zeitung

Filmtipp des Tages:Tagebuch der Unterdrückung

Missbraucht und geschwängert von einem Angestellten des Vaters, abgeschoben in ein Erziehungsheim, geflohen und untergekommen in einem Bordell. Georg Wilhelm Pabst verfilmte mit "Tagebuch einer Verlorenen" einen Roman von Margarete Böhme. Ein Angriff auf bürgerliche Moralheuchelei, der dann auch bis zur Unkenntlichkeit zensiert wurde und erst vor wenigen Jahren rekonstruiert werden konnte. Zum zweiten Mal nach der "Büchse der Pandora" drehte Pabst mit Louise Brooks in der Rolle der Thymian. Deren Schauspielkunst von unverstellter Natürlichkeit nutzt er, um ihr als Kontrast die militärisch rhythmisierten Unterdrückungsmethoden des Erziehungsheims gegenüberzustellen. Die Gewalt, erst ausgehend vom Vergewaltiger des jungen Mädchens, erweist sich schnell als institutionalisiert.

Tagebuch einer Verlorenen , D 1929, Regie: G. W. Pabst, Freitag, 26. Januar, 18.30 Uhr, Live-Musik: Sabrina Zimmermann & Mark Pogolski, Filmmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1

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SZ vom 26.01.2018 / chj
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