Filmtipp des Tages:Spannungen im alten Amerika

Filmtipp des Tages: Foto: Filmmuseum

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Ein kleines Meisterstück aus der letzten Blütezeit des klassischen Hollywood, "Violent Saturday", 1955, in Cinemascope und Color De Luxe. Das neue breite Scope-Format sollte gewaltsam die Zuschauer von den Fernsehern noch einmal in die Kinos locken, Regisseur Richard Fleischer hatte eben mit "20 000 Meilen unter dem Meer" das erste Disney-Scope-Spektakel abgeliefert, nun testete er mit "Violent Saturday" die psychologische Dimension des Formats. Bradenville, eine Kupferminenstadt, drei Männer quartieren sich ein, sie wollen die Bank ausrauben, unter ihnen Lee Marvin, den ein Kritiker angewidert "the number 1 sadist of the screen" titulierte. Der Film nutzt das Krimi-Genre, um ein gnadenloses Porträt von Amerikas Gesellschaft zu zeichnen. Heftig ist dieser Samstag nicht nur wegen der Brutalität der Bankräuber, sondern auch wegen der Spannungen im Leben der Städter. Noch ist Amerika groß und reich, aber die Männer haben Probleme mit ihren Rollen, Richard Egan und Victor Mature, sie haben ihre Kinder und Frauen nicht mehr im Griff. Alles läuft mit unerbittlicher Mechanik ab, die die Städter mit den Bankräubern zusammenbringt, ohne dass man - das ist das Geniale an Fleischers Scope-Choreografie - von Schicksal sprechen könnte. "Es ist so dumm und so sinnlos", sagt einer am Ende, "am Morgen bist du lebendig und am Nachmittag bist du tot."

Violent Saturday (Sensation am Sonnabend), USA 1955, Regie: Richard Fleischer, Samstag, 12. Februar, 21 Uhr, Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1

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