Süddeutsche Zeitung

Filmtipp des Tages:Menschliches Puppenspiel

Können Puppen die authentischeren Menschen sein? Ja, das können sie. Den Beweis liefert "Anomalisa" , in diesem Jahr nominiert für den Oscar als bester Trickfilm. Er handelt von Michael Stone, einem erfolgreichen Coach und Vater, der auf seinen Geschäftsreisen durch Amerika in wechselnden anonymen Hotelzimmern lebt und für den seine Mitmenschen, auch seine Familie, zu einer konformen Masse verschmelzen. Ihre Stimmen hören sich alle gleich an, ihre Gesichter sehen identisch aus. Wie ein kleines Wunder erscheint Michael Stone deshalb seine Begegnung mit Lisa, einer Frau, die er auf dem Hotelflur trifft und die in seinen Augen anders - ein Individuum - ist. Zehn Jahre, sagen Kaufman und sein Co-Regisseur Johnson, hätten sie an "Anomalisa" gearbeitet. Geworden ist daraus ein Meisterwerk, das als Puppentheater einen tiefen Blick in die menschliche Psyche offenbart.

Anomalisa, USA 2015, Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson, Di., 26. Jan., läuft in mehreren Kinos, siehe Liste

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SZ vom 26.01.2016 / hav
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