Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Adam Sandler liefert in "Der schwarze Diamant" seine beste Performance überhaupt. Ein neuer "Dr. Dolitte"-Film verkommt dagegen zum Klamauk - trotz der Melancholie von Robert Downey Jr.

Von den SZ-Kinokritikern

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Countdown

Kinostart - 'Countdown'

Quelle: dpa

Eine App, die den Todeszeitpunkt ihres Nutzers voraussagt? Spitzenidee, finden die Smartphone-Süchtlinge im Horrorfilm von Justin Dec. Natürlich funktioniert die Gruselanwendung besser als gedacht und erste Opfer sind zu verbuchen. Der Countdown läuft beim Versuch, die App zu stoppen. Was als schlauer Kommentar auf die heutige Technikhörigkeit gemeint sein mag, endet als Horrorabklatsch mit vorhersehbaren Schreckmomenten. Eine hanebüchene #metoo-Story versucht obendrein, die dünne Handlung relevant zu machen, hinterlässt jedoch einen schalen Beigeschmack.

Sofia Glasl

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Darkroom

Darkroom Rosa von Praunheim

Quelle: missingFilms

Über Rosa von Praunheim zu sagen, er mache "schwules Kino", wäre heutzutage beinahe so, als würde man über Filme mit weiblichen Hauptrollen sagen, sie seien "Frauenfilme". Der 77-jährige Regisseur ist über Genre-Einhegungen längst hinaus, war es immer schon: In seinem neuesten Film wird ein schwuler Mann zum Männermörder durch K.O.-Tropfen. Er sieht gut aus, seine Opfer ebenfalls, so muss es sein. Ein B-Movie mit Herz.

Philipp Bovermann

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Die fantastische Reise des Dr. Dolittle

Kinostart - 'Die Fantastische Reise des Dr. Dolittle'

Quelle: dpa

Im Unterschied zu Eddie Murphy, der den Arzt, der mit Tieren sprechen kann, in früheren Verfilmungen der Geschichte mit Slapstick-Overdrive spielte, stattet Robert Downey Jr. die Rolle jetzt mit melancholisch müder Komik aus, was ja zunächst mal eine gute Nachricht ist. Leider herrscht um ihn herum nur das halbherzige Chaos schludriger Dramaturgie, alberner Komik und papierdünner Charakterzeichnung, ein Chaos, in dem auch tolle Schauspieler wie Antonio Banderas und Jim Broadbent untergehen. Man könnte meinen, Stephen Gaghan, immerhin mal Urheber des intelligenten Öl-Thrillers "Syriana" habe sich ein teures Späßchen für seine Kinder geleistet.

Anke Sterneborg

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Die Heinzels

Die Heinzels

Quelle: TOBIS Film GmbH

Ein schöner Gedanke: Man liegt nachts im Bett, während die Heinzelmännchen die ganze Arbeit machen. Der Sage nach war damit aber Schluss, als die kleinen Helfer entdeckt wurden. Ute von Münchow-Pohl holt die Kölner Heinzelmännchen nun in ihrem Animationsfilm zurück, mit Menschen wollen sie allerdings nichts mehr zu tun haben, die gelten als hinterhältige Faulpelze. Heinzelmädchen Helvi möchte trotzdem helfen und tut das auf witzige und kreative Weise, wenn auch mit manchmal fragwürdigen Mitteln.

Ana Maria Michel

5 / 11

Little Women

Kinostart - 'Little Women'

Quelle: dpa

Vier Schwestern finden kurz nach dem Bürgerkrieg ihren Weg ins Leben. Der Klassiker wurde von Greta Gerwig neu verfilmt mit Starbesetzung (Emma Watson, Timothée Chalamet, Saoirse Ronan, Florence Pugh) und feministischer Agenda. Sechs Oscarnominierungen, warme Farben, Beziehungsgeflechte und aufwendige Kostüme. Wenn einem die Worte "Magie" und "Gefühle" und "Familienliebe" anturnen, ist man hier genau richtig. Man kann aber auch einfach mal wieder seine Mama anrufen. Sie hat schon seit Weihnachten nichts gehört. Die arme Frau.

Juliane Liebert

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Kunst der Nächstenliebe

Les Bonnes intentions. Un film de Gilles Legrand, avec Agnès Jaoui (Isabelle), Tim Seyfi (Adjin), Alban Ivanov (Attila), Claire Sermonne (Elke), Eric Vieillard (Christian), Tatiana Rojo (Arwa), Saliha Bala (Souad), Giedré Barauskaite-Barre (Mirsolava), ;

Quelle: Pascal Chantier; Neue Visionen Filmverleih

Ein Film mit unermüdlichen moralischen Ambitionen, so saftig, dass einem das ganze Feelgood fast suspekt wird: Isabelle engagiert sich unentgeltlich in vielerlei Hinsicht, vom Kleiderbasar bis zum Französischunterricht, den sie einer bunten Truppe Migranten gibt. Sie verspürt Eifersucht, als eine junge Kollegin erfolgreicher ist, drückt bei einem erfolglosen Fahrlehrer einen sozialen Führerscheinkurs für die Schüler durch, bringt die Verwandten am Weihnachtsabend durch ihre Standards gegen sich auf, nervt schließlich auch Mann und Kinder. Agnes Jaoui ist Isabelle, es ist eine Rolle wie maßgeschneidert für sie, aufopfernd bis zum bitteren - nein, sehr wehmütigen, todtraurigen, aber doch in eine unerhörte Leichtigkeit führenden - Ende.

Fritz Göttler

7 / 11

Mystify - Michael Hutchence

Mystify - Michael Hutchence

Quelle: Happy Entertainment

In dieser Dokumentation zeichnet Richard Lowenstein ein Bild des Rockstars und Lebemanns Michael Hutchence - mit Archivmaterial, Konzertmitschnitten und privaten Aufnahmen (sehr ästhetisch: Urlaubsvideos von und mit seiner damaligen Partnerin Kylie Minogue). Die Schattenseiten des INXS-Sängers ab seinem Unfall in Kopenhagen sind nachvollziehbar, sein Suizid fünf Jahre später wird aber, genauso wie das Verhältnis zur Band, nur unzureichend behandelt.

Benedikt Scherm

8 / 11

Romys Salon

Kinostart - 'Romys Salon'

Quelle: dpa

Was passiert, wenn die Friseurmeisterin nicht mehr weiß, was eine Schere ist? Romy findet das eigentlich ganz lustig - obwohl ihre Oma Stine die Diagnose Alzheimer bekommen hat, und alle Erwachsenen schockiert sind. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto besser verstehen sich die beiden und schließlich ist Romy die einzige, die weiß, an welchem Ort sich ihre Großmutter am wohlsten fühlt. Romys Salon von Mischa Kamp a und changiert einfühlsam zwischen Momenten von Traurigkeit und großer Nähe.

Anna Steinbauer

9 / 11

Sorry We Missed You

Kinostart - 'Sorry we missed you'

Quelle: dpa

Ricky (Kris Hitchen) und Abbie (Debbie Honeywood) haben kleine Träume: Sie wollen ein kleines Haus für sich und ihre zwei Kinder, und sie sind bereit, sich dafür richtig anzustrengen. Abbie ist Altenpflegerin, und weil es in Newcastle wenig Jobs gibt, für die Ricky in Frage kommt, investiert er sein letztes Geld, in einen Lieferwagen, um Pakete für ein Logistikunternehmen auszufahren. Beide schuften bis spät in die Nacht, bis sie an ihre Grenzen stoßen - und immer noch keinen Ausweg finden. Ken Loach findet seit mehr als einem halben Jahrhundert die Themen, die eigentlich in aller Munde sein sollten, über die dann aber doch zu wenig geredet wird - hier erzählt er geradlinig, aber eindrucksvoll von der Schattenseite des Versandhandels.

Susan Vahabzadeh

10 / 11

Der schwarze Diamant (Uncut Gems)

'Der schwarze Diamant' mit Adam Sandler

Quelle: dpa

Ein wettsüchtiger Juwelier im New Yorker Diamantenviertel startet die Auktion seiner Karriere, fährt seine Ehe an die Wand und wird von ruchlosen Geldeintreibern verfolgt. Über ein Wochenende in New York spitzen sich die Ereignisse zu, der Druck wächst ins Absurde. Josh und Benny Safdie, die neuen Indiehelden der USA, lassen den ganzen Film wie unter Suchterscheinungen vibrieren, und Hauptdarsteller Adam Sandler, in seiner besten Performance überhaupt, vibriert mit. Zu gleichen Teilen durchtrieben und lächerlich, muss dieser Mann den Einsatz zwanghaft immer weiter erhöhen - bis zum großen Knall. Aus dem Stand ein Klassiker.

Tobias Kniebe

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Ein verborgenes Leben

Kinostart - 'Ein verborgenes Leben'

Quelle: dpa

"Heil Hitler" grüßen die Dorfbewohner im österreichischen St. Radegund einander auf dem Feldweg. Nur der Bauer Franz Jägerstätter mag nicht mitmachen. Er sagt: "Pfui Hitler." Regisseur Terrence Malick erzählt die wahre Geschichte des Widerständlers als elegischen Dreistünder, gedreht an Originalschauplätzen in Österreich und Deutschland, eine Meditation über Liebe, Wut, Zweifel, Kraft.

David Steinitz

© SZ.de/sikt
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