Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Nicole Kidmans tiefe Augenringe und grimmiger Blick in "Destroyer" reichen leider nicht für einen guten Film. "Vakuum" erzählt dagegen gelungen vom Verrat.

Von den SZ-Kinokritikern

Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks

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(Foto: dpa)

Manche Dinge werden besser mit dem Alter, andere nicht. 60 Jahre nach Erfindung der Asterix-Abenteuer erscheint eine neue, animierte Verfilmung, und, zum Leid derer, die mit den unbändigen Galliern aufgewachsen sind, gehört sie zu der letzteren Gruppe. Das liegt vor allem an dem verhaltenen Versuch der Regisseure Louis Clichy und Alexandre Astier, die Reihe zu aktualisieren, indem sie, ganz modern, auch Frauen etwas sagen lassen, wenn auch nur ganz selten. Darüber, dass das eher halbherzig als innovativ wirkt, kann selbst der niedliche und moralisch ambivalente Wildschwein-Sidekick nicht hinwegtrösten.

Destroyer

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(Foto: dpa)

Gelegentlich erkennen auch Hollywood-Diven mit hochdotierten Werbeverträgen, dass durchgehend retuschierte Schönheit nicht gut fürs Image ist, und suchen sich "hässliche" Rollen. Diesmal ist es Nicole Kidman, die unter der Regie von Karyn Kusama eine extrem fertige Polizistin spielt, die eine Bankräuber-Gang in Kalifornien unterwandern sollte und dann selbst kriminell geworden ist. Jetzt schwankt sie zwischen Schuldgefühlen und Racheplänen, was ihr sehr viel Gelegenheit gibt, mit tiefen Augenringen grimmig in die Kamera zu starren. Einen guten Film ergibt das leider noch nicht.

Der Fall Sarah & Saleem

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(Foto: Bodega Films)

Eine Amour fou in Jerusalem, vollzogen meist in einem Lieferwagen. Sarah ist eine bürgerliche israelische Frau, sie betreibt ein kleines Cafe; der Palästinenser Saleem liefert Brötchen aus, auch an Sarah. Beide verheiratet. Völlig verrückt wird ihre Liebe, als er sie auf eine nächtliche Fahrt in den Palästinenserteil der Stadt mitnimmt. Sie werden auffällig in einer Bar, für den Geheimdienst, und Saleem muss, um sich rauszuwinden, vorgeben, Sarah sei als palästinensischer Spitzel angeworben. Aber: Sarahs Mann ist Hauptmann in der israelischen Armee, karrierebewusst ... Selten war die Schraube der Suspense so ausweglos und fies wie im Film von Muayad Alayan. Man weiß schnell, es wird immer noch schlimmer kommen und dann noch einmal schlimmer.

Lampenfieber

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(Foto: Konrad Waldmann; gebrueder beetz filmproduktion)

Theaterkids galten in der Schule nie als cool. Das ist natürlich eine komplett falsche Einschätzung. Theaterkids nämlich sind talentiert, erleben Abenteuer und hinterfragen Normen. Das zeigt Alice Agneskirchner, die für ihren Dokumentarfilm fünf Protagonisten des Kinderensembles des Berliner Friedrichstadt-Palasts vom Vorsingen bis zur Premiere begleitet. Das Ergebnis ist halb "Footloose" und halb "Deutschland sucht den Superstar", nur ohne Häme, Kitsch oder Streichmusik. Dass alles echt ist und die Kinder entzückend sind, macht den Film zu einem kleinen, feinen Vergnügen.

Die Maske

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(Foto: GRANDFILM)

Nach einem Unfall beim Bau einer Christusstatue transplantiert man Jacek ein neues Gesicht, was zu seiner Ausgrenzung in der Dorfgemeinschaft führt. Małgorzata Szumowskas intelligente Farce, 2018 ausgezeichnet mit dem Jurypreis der Berlinale, attackiert den ländlichen polnischen Katholizismus und macht aus Jacek eine Maske, in der Ernst und Ironie, Jesus und Satan verschmelzen.

Ohrensausen

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(Foto: Alpenway Media)

Die skurrile Schwarz-Weiß-Komödie von Alessandro Aronadio zeigt die Metamorphose des jungen Marcello, der sein Leben als Misanthrop mit angezogener Handbremse führt, bis er eines Morgens mit einem Ohrensausen erwacht. Die Nachricht, dass sein Freund Luigi verstorben sei, den Marcello aber nicht kennt, löst eine tragikomische Suche aus, die ihn vorbei an sadistischen Ärzten, einem narzisstischen Hip-Hop-Star und einer Kakerlakenplage zu sich selbst führt.

Reiss aus - Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum

7 / 12
(Foto: Abgefahren GbR)

Mit einem Jeep und einer Kamera fährt ein deutsches Paar durch Afrika. Der Film ist das Reisetagebuch von Lena Wendt und Ulrich Stirnat. Er ist sehr intim und voll tiefer Erkenntnisse wie "Lächeln reißt Grenzen ein" und "So hart das Leben hier ist, so gelebt wird es auch". Bei einer Palmölplantage sagt Lena Wendt über die Europäer: "Manchmal wünsche ich mir, wir würden Afrika einfach in Ruhe lassen." Dann fahren sie weiter.

Rocca verändert die Welt

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(Foto: dpa)

Rocca ist ein Superkind. Rocca spielt draußen, während die anderen Kinder auf Snapchat versacken. Rocca ist gut zu allen, während andere mobben. Rocca kann sogar Flugzeuge notlanden, während die anderen Kinder auf ihren Screens bloß Autos zu Schrott fahren. Auch wenn sie erst elf ist, weiß man, dass man nie mithalten können wird mit ihr. Das Kunststück aber, das Katja Benrath in dieser Komödie gelingt: Auch nach 97 Minuten ist man noch hundertprozentig Team Rocca.

Trautmann

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(Foto: N/A)

Ein deutscher Kriegsgefangener wird unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zum britischen Fußballhelden. Die unglaubliche Lebensgeschichte des Bert Trautmann birgt den Stoff für ganz großes Gefühlskino: Trotz Nazi-Vergangenheit kickt er sich zum Manchester-City-Torwart hoch, heiratet die Tochter seines englischen Trainers und spielt mit gebrochenem Genick das Pokalfinale 1956 zu Ende. In Marcus H. Rosenmüllers Fußballdrama tragen die Streicher etwas zu dick auf, und die Story verliert sich leider irgendwo zwischen Originalmaterial und Versöhnungsgelaber.

Triple Frontier

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(Foto: AP)

Fünf ehemalige Special-Forces-Soldaten, finanziell etwas klamm, rauben einen Lastwagen voller Cash von einem südamerikanischen Drogenboss - und reiben sich dann dabei auf, das tonnenschwere Papiergeld über die Anden zu schaffen. Eine Idee von Kathryn Bigelow und ihrem Stammautor Mark Boal, die gern von den harten Hunden des Krieges erzählen. Dieses Projekt haben die beiden aber irgendwann fallen gelassen. Gedreht hat es schließlich J. C. Chandor mit Ben Affleck und Oscar Isaac. Man versteht, wo das Problem lag: Eigentlich geht es nur um Gier, und das ist dann irgendwann sogar den Protagonisten selbst zu fad

Vakuum

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(Foto: Real Fiction)

So will man doch altern: Meredith (Barbara Auer) und André (Robert Hunger-Bühler) sind seit 35 Jahren verheiratet und immer noch ein sich liebendes, sinnliches Paar. Schön ihre Vertrautheit, das stilvolle Haus als Festung ihrer Liebe. Da erfährt Meredith, dass sie HIV-positiv ist und nur ihr Mann sie angesteckt haben kann. Die Schweizer Regisseurin Christine Repond erkundet das Zerbrechen des Vertrauens und die Leere, in die Meredith nun stürzt, in jedem Bilck, jeder Geste- ihrer großartigen Hauptdarsteller. Ein Film über Veränderung als Verlust - die Bilder sind konsequent in ein graues Winterlicht getaucht.

Was Männer wollen

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(Foto: Paramount Players, a Division of Paramount Pictures)

"Was Frauen wollen" andersherum: Ali ist die einzige Frau in einer großen Agentur für Sportler, aber zum Partner macht ihr Chef sie nicht. Es ist also alles ein bisschen anders als damals bei Mel Gibson in Nancy Meyers' Orginal. Ali ist zwar auch für keine Beziehung zu gebrauchen und nervt ihre Kollegen mit ihrem Ehrgeiz, aber sie mobbt nicht, sie wird gemobbt. Dann kriegt sie eins auf den Kopf und kann plötzlich hören, was Männer denken, was einerseits hilfreich ist, andererseits aber auch grauenerregend. Adam Shankman hat daraus eine solide, aber fast vollständig vorhersehbare Komödie gemacht.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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