Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen – und welche nicht

Lesezeit: 3 Min.

Scheidungseltern im Urlaubstrubel: Moritz Bleibtreu und Laura Tonke (beide mittig) in der Komödie „Alles Fifty Fifty“. (Foto: dpa/dpa)

Ein Dokumentarfilm feiert die gleichberechtigten Frauen der DDR, und Russell Crowe als dementer Polizist weckt lange schlafende Hunde. Die Starts der Woche in Kürze.

Von Philipp Bovermann, Martina Knoben, Sofia Glasl, Fritz Göttler

Alles Fifty Fifty

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Philipp Bovermann: Papa und Mama leben getrennt, in der Lücke zwischen beiden steckt ein Sohn, etwa zehn Jahre alt. Geld ist genug da, weil es sich in seichten Komödien leichter lacht, wenn es um Reiche geht, aber natürlich haben auch die beiden Münchner Anwälte Postscheidungsprobleme und so etwas wie ein Herz, gar eins, das immer noch für den jeweils anderen zu schlagen beginnt, wenn man aufgrund halbherzig erklärter Umstände zusammen in den Urlaub fahren muss. Alireza Golafshan steuert die Handlung geschmeidig wie ein Animateur im All-Iinclusive-Club in Richtung Sundowner, anschließend fühlt man sich satt und beduselt.

Cuckoo

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Sofia Glasl: Eine Jugendliche namens Gretchen, eine böse Stiefmutter, ein irrer König, ein einsames Hotel im Wald und körperfressende Lebensformen: Filmemacher Tilman Singer verwebt in seinem zweiten Werk lustvoll Märcheninventar mit Anleihen aus Horrorfilm-Klassikern. Er setzt dabei auf assoziativen Überschwang, und das geht gut, solange er sich auf sein Gespür für Überwältigung verlässt und ein aberwitziges Duell zwischen Hunter Schafer als trotziger Halbwaise und Dan Stevens als alleinherrschendem Hotelier inszeniert. Schade nur, dass er im letzten Drittel des Films dem Impuls nachgibt, all die Andeutungen und losen Enden erklären zu wollen.

Die Unbeugsamen 2

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Martina Knoben: Die DDR hatte sich die Gleichberechtigung der Frauen auf die Fahnen geschrieben, „Heldinnen der Arbeit“ statt Hausfrauen sollten sie sein. Nachdem er in „Die Unbeugsamen“ den Einzug von Politikpionierinnen in die skeptische bis frauenfeindliche Herrenrunde des Deutschen Bundestages dokumentiert hat, setzt Torsten Körner seine Spurensicherung in Sachen Gleichberechtigung im anderen Teil Deutschlands fort. War es „drüben“ besser? Und wie war es überhaupt? Körner hat Künstlerinnen, Schauspielerinnen und Frauen aus den Betrieben gefragt – es sind mitreißende Begegnungen geworden. Dazu hat er Film- und Fotofunde aus DDR-Archiven – klug – montiert. Ostalgie kommt dabei nicht auf. Wohl das starke Bedürfnis nach Frauensolidarität. 

Die Unzertrennlichen – Zwei durch dick und dünn

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Fritz Göttler: Ein Don Quijote aus dem Central Park in New York. Eigentlich ist die Marionette Don für die Narrenrollen zuständig, aber träumt, wie sein Vorbild aus dem Roman, von ritterlichen Abenteuern, vom Kampf gegen (kläffende) Löwen und (windmühlige) Drachen. Eines Nachts werden seine sieben Puppenkumpels von einem fiesen Teenager-Pärchen geklaut, und Don kann mit ihrer Befreiung beweisen, was für ein Held er ist und wie stark sie gemeinsam sind – die acht Samurai, die acht Reiter der Apokalypse. Ganz nebenher erweckt er auf seiner Heldenreise (durchaus mit Anklängen an Joseph Campbell!) beim bisschen faden Doggie Dog dessen Rap-Spirit. Subtil lässt der französische Animationsfilmer Jérémie Degruson auch uns Erwachsene spüren, wie wichtig es ist, eigenbestimmt zu handeln. Selbst ein müder Kutschengaul des Central Park erlebt die Lust, mal wieder zu galoppieren, durch den New Yorker Verkehr.

Gloria!

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Fritz Göttler: Kreative Schübe in Venedig im Jahr 1800, in einem Waisenhaus, in dem Mädchen eine musikalische Ausbildung bekommen. Der neue Papst soll kommen, Pius VII. Die Chance für den Geistlichen des Hauses, seine eigene Musik zu präsentieren – ein vertrockneter alter Mann, schwul und kompositorisch impotent, er bringt nichts zustande. Die Mädchen könnten – eine ketzerische Vorstellung – einspringen, sie holen ihre Rhythmen aus dem Alltagsleben, mit Töpfen oder Wäschelaken, später mithilfe eines richtigen Pianoforte, und schaffen damit einen frühen Pop des 19. Jahrhunderts. Im Film der Sängerin Margherita Vicario klingt das wie damals, als in den Siebzigern die Liturgie volksnah verlebendigt wurde. Der Geist der Zeit ist voll präsent, die Französische Revolution, Napoleon, Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit.

Schirkoa: In Lies We Trust

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Sofia Glasl: Anonymität ist Gesetz in der dystopischen Metropole Schirkoa, die der indische Filmemacher Ishan Shukla in seinem Animationsfilm entwirft. Alle Bewohner müssen hier eine Papiertüte über dem Kopf tragen, so will es die intellektuelle Elite. Ein regimetreues Zahnrädchen, Protagonist 197A, gerät nach den Gesetzen der Groteske in seinen schlimmsten Albtraum: eine freigeistige Künstlerkolonie, der die Mächtigen von Schirkoa gerade den Krieg erklärt haben. Damit bewegt er sich erzählerisch zwar auf bekannten Pfaden irgendwo zwischen George Orwells Ministerium für Wahrheit und Stanislaw Lems futurologischem Kongress. Doch der psychedelische Bilderrausch, den er entfesselt, um Utopie und Dystopie als Kehrseiten ein und derselben Medaille zu zeigen, ist ein unendlicher Spaß.

Sleeping Dogs

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Fritz Göttler: Zehn Jahre waren die Hunde im Tiefschlaf, nun müssen sie doch geweckt werden. Zehn Jahre saß Isaac in der Todeszelle. Ein Psychiater wurde brutal ermordet, Isaac wurde ein Geständnis abgepresst – nun soll er hingerichtet werden. Roy Freeman (Russell Crowe) hat mit seinem Partner den Fall damals bearbeitet, nun soll er sich alles noch einmal anschauen. Aber Roy ist dement, hat alles vergessen, hangelt sich nur mit Dutzenden Post-it-Zetteln durchs Leben. Es geht um polizeiliche Schikane, Plagiate, Missbrauch. Adam Cooper schafft es in seiner ersten Regiearbeit, nach dem Roman „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici, dass man wirklich keiner der Figuren volle Sympathie zugesteht. Nicht einmal Russell Crowe in seiner brummigen Wollmützigkeit.

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