Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Neu in Kino & Streaming: Austin Butler ist der King of Rock'n'Roll in "Elvis".

Austin Butler ist der King of Rock'n'Roll in "Elvis".

(Foto: Hugh Stewart/Warner)

Elvis lebt - zumindest ein bisschen. Ethan Hawke spielt einen Kindermörder. Und der ehemalige isländische Nationaltorhüter hat eine Actionkomödie gedreht. Die Starts der Woche in Kürze.

Von den SZ-Kritikern

The Black Phone

Fritz Göttler: Die Schnur des schwarzen Telefons an der Wand ist gekappt, in dem dunklen Kellerraum, in den der Grabber den jungen Finney gesteckt hat. Der Grabber ist ein Kindermörder, der mit einem schwarzen Lieferwagen voller schwarzer Luftballons auf der Jagd ist, hinter seiner dämonischen Grinsemaske steckt Ethan Hawke. Es bleibt manches in der Schwebe in diesem Thriller von Scott Derrickson, wir sind im Jahr 1978, in einer trostlosen schmuddeligen Kleinstadt, auf Stephen-King-Terrain, der Film entstand nach einer Story seines Sohnes Joseph. Ziemlich bald schrillt dann das tote Telefon an der Wand, und Finn bekommt von den Anrufern ein paar sehr gute Tipps für sein Entkommen. Eine bewegende Studie über die Schrecken der Jugend und ihre Solidarität, die hier ganz besonders intensiv ist, über den Tod hinaus.

A Chiara

Philipp Stadelmaier: Nach Porträts afrikanischer Migranten und Angehöriger der Roma-Community beendet Jonas Carpignano mit diesem Film über die jugendliche Tochter eines Mafia-Angehörigen (Swamy Rotolo) seine mit Laienschauspielern erarbeitete Kalabrien-Trilogie. Wie in den früheren Filmen wird die Hauptfigur zur Sonde, die ihr eigenes (Rand-)Milieu erkundet sowie die Möglichkeit und Unmöglichkeit eines eigenen Lebens. Ein Initiationsfilm, dem ein moralischer und sozialer Schematismus nicht fremd ist.

Cop Secret

Sofia Glasl: Mit Muscle Cars und Verfolgungsjagden ist der Polizist Bússi in Reykjavik zum Promi aufgestiegen, Legendenstatus: irgendwo zwischen Vin Diesel und Bruce Willis. Er komme sich vor wie in "Stirb langsam 3" sagt er, als der Superschurke Rikki Ferrari es auf die Goldreserven des Landes abgesehen hat. Der ehemalige isländische Nationaltorhüter Hannes Þór Halldórsson macht in seinem Regiedebüt aus der sonst in Nordic Noir gehüllten Hauptstadt einen astreinen Gangster-Moloch und aus der stereotypen Bromance zwischen Bússi und seinem neuen Partner Hörður eine queere Romantic Comedy. Auch wenn nicht alle Scherze zünden, eine gelungene Parodie auf die hypermaskulinen Buddy-Cop-Filme der 1980er-Jahre.

A Day To Die

Fritz Göttler: Kevin Dillon (Bruder von Matt) ist der Cop Connor in Jackson, Mississippi, der geschasst wird, nachdem er einen Mann des schwarzen Drogenbosses erschossen hat. Und der will nun zwei Millionen für den Toten, er rechnet uns den Wert vor: 25 Jahre alt, jährlich hätte er 250 000 gebracht, zwanzig Jahre lang, minus fünf Jahre im Gefängnis ... und natürlich gibt es großzügig Rabatt. Der Boss lässt Connors Frau entführen und schickt ihn los, einen feindlichen Dealer zu berauben. Connor holt sein altes Team zusammen, sie waren alle vor Jahren bei einer blutig verlaufenen Geiselnahme dabei. Bei der der Polizeichef eine dubiose Rolle spielte, der wird gespielt von Bruce Willis in seiner - nach der IMDb neuntletzten - Rolle. Die wüste Handlung wird von Wes Miller sauber wie auf einem Schachbrett inszeniert, mit einem scharfen Blick für Details. Dieses Land ist durch Verbrechen aufgebaut, doziert der Gangsterboss: der Sklavenhandel, das Geschäft mit Opium. Es endet natürlich pathetisch, zu den Klängen des "House of the Rising Sun".

Elvis

Susan Vahabzadeh: Die Idee, die diesem Film zugrunde liegt, ist eigentlich schön: Von Elvis Presley sind nur ein paar Songs übrig geblieben und die Vorstellung von einem Mann im Glitzeranzug, der ein paar Hamburger zu viel verspeist hat. Baz Luhrmann versucht nun, dem "King of Rock'n'Roll" seinen Platz in der amerikanischen Geschichte zurückzugeben. Das Ergebnis lässt allerdings zu wünschen übrig: Tom Hanks ist als Manager eine Nervensäge, Austin Butler als Elvis nur so lala, und Luhrmann hat seinen Film leider vor der Veröffentlichung durch den Fleischwolf gedreht.

Mein fremdes Land

Doris Kuhn: Manuel wurde als Baby aus einem bolivianischen Kinderheim adoptiert, er wuchs in Schwaben auf, in glücklichen Verhältnissen. Als er im Alter von dreißig seine leibliche Mutter kennenlernen will, begleiten ihn Johannes Preuß und Marius Brüning bei der detektivischen Suche nach ihr, bei der Reise durch Bolivien, beim tatsächlichen Treffen. Ihre Dokumentation schreckt nicht zurück vor der großen Emotionalität, die diese Zusammenführung auslöst, auch die Fragen zu Identität und Verantwortung, die sich daraus ergeben, werden aufmerksam aufgegriffen.

Shiver

Philipp Stadelmaier: Zwischen Proberäumen und Natur filmt Toshiaki Toyoda die Kollaboration eines Komponisten (Koshiro Hino) mit einem Ensemble von Röhrentrommlern auf einer japanischen Insel. Die ohne Sprache auskommende Tonspur hätte die Bilder gar nicht gebraucht. Dennoch beeindruckend sind die Trommelszenen, in denen in irrem Tempo massive Hölzer auf gewaltige Klangkörper prasseln: eine Einswerdung der Trommel mit dem Trommelfell der Zuschauer, das sich nach Filmende angenehm massiert anfühlt.

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