Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Neu in Kino & Streaming: Der Animationsfilm "In 80 Tagen um die Welt".

Der Animationsfilm "In 80 Tagen um die Welt".

(Foto: dpa)

Karoline Herfurth hat mit "Wunderschön" eine Tragikomödie über unrealistische Körperideale gedreht. In "The Sadness" sind die Zombies los. Die Starts der Woche in Kürze.

Von den SZ-Kritikern

Ballade von der weißen Kuh

Annett Scheffel: Es sei ein Fehler geschehen, sagt der Richter trocken zu Mina. Dass ihr Mann unschuldig hingerichtet wurde, muss Allahs Wille gewesen sein. Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam - Letztere auch in der Hauptrolle - erzählen in ihrem Drama von unermesslicher Schuld und dem Versuch der Sühne. Nach dem Berlinale-Gewinner "Doch das Böse gibt es nicht" ein weiteres eindringliches Filmdokument über die Todesstrafe aus Iran. Ein sehr politischer Film, in den kleine Provokationen eingewebt sind. Vor allem geht es aber um den Kampf einer Frau gegen ein undurchdringbares System - und für ein paar winzige Stücke Freiheit an einem Ort der Enge.

In 80 Tagen um die Welt

Lisa Oppermann: In einer düsteren Kleinstadt und unter der Überbehütung seiner Mutter träumt Äffchen Passepartout von Entdeckungsreisen - bis der klischeehaft-coole Weltenbummler Phileas Frosch in sein Leben surft und ihn mitnimmt auf die titelgebende Tour um die Welt. Schnell erzählt, voller clever-ironischer Brechungen, lässt Samuel Tourneux' animierte Adaption von Jules Vernes Klassiker die zwei durch skurrile Abenteuer in Wüste und Dschungel stolpern.

The Sadness

Fritz Göttler: Ein Zombie-Virus-Genre-Film, Menschen fangen unerklärlicherweise an, auf andere einzuhacken und zu -stechen, bis ein dicker Blutschwall den ganzen Tatort versaut. Sie nutzen alles, Regenschirme, Heckenscheren, Baseballschläger, Messer. Rob Jabbaz ist Kanadier, gedreht wurde im sonnigen Taiwan, die Covid-Pandemie hatte die normale Filmproduktion durcheinandergewirbelt und machte solche unberechenbaren Filme möglich. Die Wildheit ist absolut exzessiv, aber nur weil die Traurigkeit, the sadness, in der Gesellschaft so unermesslich wurde und die Menschen zur Einsamkeit verdammt. Ein älterer, leicht verklemmter Herr wird zum Monster, weil das Mädchen auf dem Sitz neben ihm in der U-Bahn keine Lust hat, sich mit ihm zu unterhalten. Aggression als letzte Form der Kommunikation.

Träume sind wie wilde Tiger

Anna Steinbauer: Träume sind wie wilde Tiger, kommt man ihnen näher, werden sie größer. Der weise Rat der Freundin bestärkt Ranji, für seinen sehnlichsten Traum zu kämpfen: Zusammen mit seinem Idol, dem Bollywood-Superstar Amir Rosha vor der Kamera zu stehen - auch wenn der Umzug der Familie nach Deutschland das Vorhaben komplizierter macht. Lars Montags Familienfilm ist ein Mix aus modernem Märchen, witziger Culture-Clash-Komödie mit tollem Cast und bunt-flirrendem Musikvideo. Sorgt für ein paar Ohrwürmer und gute Laune!

Wunderschön

Martina Knoben: Zu dick, zu dünn, zu alt oder zu wabbelig - Frauen haben an ihrem Aussehen fast immer etwas auszusetzen. Karoline Herfurth hat die Körperfixiertheit unserer Gegenwart und den Druck durch unrealistische Schönheitsideale zum Gegenstand einer Komödie gemacht. Sie behandelt das große Thema ganz leicht: mit spitzen Dialogen und einem tollen Darstellerensemble, zu dem unter anderem Martina Gedeck als frustrierte Endfünfzigerin und die Regisseurin selbst als mit ihrem Körper hadernde junge Mutter zählen. Fast alle Frauen in diesem Episodenfilm wollen "schöner" sein - und machen sich beim Streben danach fast kaputt. Trotz einiger Klischees ein gelungener Einspruch (auch gegen die Body-Positivity-Bewegung): Wie Körper aussehen, sollte nicht ganz so wichtig sein.

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