Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Zwei Klassiker mit Hund bekommen ein Revival: "Lassie" verkommt dabei zum Heimatfilm und in "Ruf der Wildnis" ist der Bernhardiner Buck nun computeranimiert.

Von den SZ-Kinokritikerinnen

9 Bilder

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Quelle: Indeed Film

1 / 9

Bliss

Autorenfilme können bisweilen ja etwas blutleer sein. Hier aber geht es um heißblütige junge Vampirinnen, verruchten Sex, Drogentrips und satanische Rockmusik. Regisseur Joe Begos bietet all das und mehr, etwa einen Catfight im Organmatsch. Dezzy (Dora Madison, die sich, nun ja, die Seele aus dem oft nackten Leib spielt) ist Malerin in einer Schaffenskrise. Ein Künstlerinnendrama! Erst der richtige Stoff und Freundin Courtney helfen ihr auf die Sprünge, allerdings um den Preis des Blutdurstes. Oder doch nur des Wahnsinns? "Bliss" ist übrigens ein Autorenfilm. Aber gewiss keine blutlose Kunst.

Juliane Liebert

Kinostart - 'Brahms: The Boy II'

Quelle: dpa

2 / 9

Brahms The Boy 2

Eine traumatisierte Familie zieht ins ländliche England, um in der Einsamkeit zu genesen. Der junge Sohn findet im Wald eine riesige Puppe, die bald heimlich zu ihm spricht. Dass sie nichts Gutes anstiften wird, ist klar. Es gibt kaum Bezug zum Vorläufer "The Boy", statt dessen sinistre Blicke, wabernde Musik, hilfloses Geschrei auf Seiten der Eltern. Mit solchen Stilmitteln lässt William Brent Bell jede Hoffnung auf Horror erlahmen.

Doris Kuhn

Kinostart - 'Cronofobia'

Quelle: dpa

3 / 9

Cronofobia

Ein mysteriöser Mann (Vinicio Marchioni) und eine verwitwete, traurige Frau, beide sehr verschlossen. Er ist Privatdetektiv, sie schneidet Haare. Sie brauchen lange, um sich anzunähern; ebenso lange braucht man, um zu verstehen, worum es geht. Francesco Rizzi überkompensiert in seinem unterkühlten Film die Isolation und den Verlust von Natürlichkeit durch das oft recht artifizielle Gebaren seiner Figuren.

Philipp Stadelmaier

Euforia

Quelle: Missing Films

4 / 9

Euforia

Matteo ist süchtig, erfolgssüchtig. Er hat alles, was man zum Leben braucht, einen Luxusjob in den neuen Medien, auch soziale Projekte (Flüchtlingslager), ein tolles Apartment in Rom, einen treuen schwulen Freund. Seine Parole: Die Schönheit schützt die Schönheit. Matteos Bruder Ettore hat Blackouts, stürzt plötzlich zu Boden. Ein Tumor, diagnostiziert der Arzt, aber Matteo verheimlicht dem Bruder, dass er bald sterben muss. Die Schauspielerin Valeria Golino interessiert in ihrem zweiten Spielfilm nicht das Krankenmelodram, sondern der fanatische Matteo, sein Zusammenbruch und seine Erlösung, in einem Fest der Vogelschwärme.

Fritz Göttler

Kinostart - 'Fantasy Island'

Quelle: dpa

5 / 9

Fantasy Island

Der Film wurde vorab nicht gezeigt.

Kinostart - 'Lassie - Eine abenteuerliche Reise'

Quelle: dpa

6 / 9

Lassie

Der Klassiker der alles überwindenden Liebe, diesmal in Deutschland: Lassie, eine Colliehündin, läuft allein von der Nordseeküste nach Bayern, zurück zu dem kleinen Jungen, dem sie gehört. Hanno Olderdissen will die große Landidylle - Wald, Wiesen, Sentimentalität. Das führt zum Teil zu einer Atmosphäre wie im Fernseh-Heimatfilm, der die Protagonisten schwer entkommen. Aber für die Kinder gibt es jedenfalls genügend Hund.

Doris Kuhn

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Quelle: SZ

7 / 9

Limbo

Eine junge Managerin entdeckt Ungereimtheiten auf den Konten ihrer Bank und gerät auf unheilvolle Weise zwischen die Fronten eines Geldwäsche-Netzwerks. Regisseur Tim Dünschede hat sein Spielfilmdebüt in einer einzigen Einstellung gedreht. Logistisch ist das beeindruckend, erreicht trotz einiger Twists aber nie die Dringlichkeit von "Victoria", dem anderen deutschen One-Taker der letzten Jahre. Das liegt vor allem am schablonenhaften Personal: Die Kamera folgt neben der gewissenhaften Zeigefinger-Heldin auch Gangsterbossen, aalglatten Bankern und verdeckten Ermittlern in die Katakomben eines illegalen Boxkampfes.

Annett Scheffel

Kinostart - 'Ruf der Wildnis'

Quelle: dpa

8 / 9

Ruf der Wildnis

Aus der gemütlichen Zivilisation wird der Bernhardiner-Mischling Buck ins eisige Alaska zur Zeit des Goldrausches verschleppt, wo er erst als Arbeitshund vor dem Postschlitten dienen muss, dann zum besten Freund eines grimmigen, alten Mannes (Harrison Ford) wird und schließlich seine animalischen Instinkte entdeckt. Die neueste Verfilmung von Jack Londons Abenteuerklassiker ist das Realfilmdebüt des Animationsregisseurs Chris Saunders. Der Menschlichkeit des Hundes hat er tricktechnisch einen massiven Schub verpasst, was aber künstlicher wirkt als zuletzt bei den animierten Tieren in der Realverfilmung von "König der Löwen".

Anke Sterneborg

WEißer Weißer Tag

Quelle: Arsenal Filmverleih

9 / 9

Weißer weißer Tag

Die Frau des Polizisten Ingimundur ist tot, ein Autounfall bei Nebel in der isländischen Einöde. Ingimundur macht stoisch weiter. Er renoviert sein Haus, kümmert sich um Enkelin Salka und sitzt entnervt Stunden beim Psychologen aus. Der Isländer Hlynur Pálmason erhebt in seinem klaustrophobischen Film "Weißer weißer Tag" die stilistische Reduktion zum psychologischen Prinzip und kehrt so die verdrängte Trauerarbeit des Witwers nach außen. Sein Gleichgewicht aus Lakonie, Langmut und einer ungerichteten Wut geraten erst ins Taumeln, als er herausfindet, dass seine Frau ihn betrogen hat.

Sofia Glasl

© SZ vom 20.02.2020/sikt
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