Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Rodrigo García zeigt in "40 Tage in der Wüste" eine magische, traumnahe Meditation über Vater-Sohn-Beziehungen. "Below Her Mouth" wird am Ende, was der Film ganz bestimmt nicht sein wollte: ein Porno.

Von den SZ-Kinokritikern

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40 Tage in der Wüste

Kinostart - '40 Tage in der Wüste'

Quelle: dpa

Magische, traumnahe Meditation über Vater-Sohn-Beziehungen. Irdische und himmlische. Rodrigo García, Sohn des Schriftstellers Gabriel García Marquez, schickt Ewan McGregor als Jesus in die Wüste, den Ort der seelischen Reinigung und dämonischen Versuchung. Er konfrontiert ihn nicht der biblischen Verführung zur Macht, sondern existentieller Selbstbefragung. Eigenwillig und inspirierend wie Jesus -Meditationen von Pasolini oder Buñuel.

Rainer Gansera

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Abgang mit Stil

Michael Caine und Morgan Freeman

Quelle: dpa

Die Liebe kommt mit einer Eierpflanze in diesem Film, einer Aubergine, in einer Szene mit Alan Arkin und einer zupackenden Supermarktbedienung. Ein wenig später wird Arkin mit seinen Kumpels Michael Caine und Morgan Freeman eine der Banken ausrauben, die den Leuten im Land skrupellos all ihr Geld raubten. Freeman fällt hier ein wenig aus der Reihe, weil er noch nicht über achtzig ist in dieser Rentner-Gang. Noch mehr fällt die Vorlage heraus, von der Zach Braff hier ein Remake gedreht hat, die ist 38 Jahre alt. Natürlich ist Alan Arkin für alle saftigen Nebeneffekte zum Bankjob immer offen - die Frau aus dem Supermarkt ist immerhin die tolle Ann-Margret, die immerhin ... nun ja, in einem ihrer ersten Filme, "Viva Las Vegas", hat sie neben Elvis gespielt.

Fritz Göttler

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Below Her Mouth

Below Her Mouth

Quelle: Copyright Salzgeber & Co. Medien GmbH

Eine schöne junge Frau in Toronto plant ihre Hochzeit, nebenher beginnt sie eine Affäre. Ein klischeehaftes Liebesfilm-Rezept, das sich von seinen Tausenden Vorgängern nur dadurch unterscheidet, dass die Affäre zwischen zwei Frauen passiert. Denen gewährt der Film von April Mullen aber so wenig Charakterzeichnung und so viele explizite Sexszenen, dass er am Ende das ist, was er ganz bestimmt nicht sein wollte: ein Porno.

Kathleen Hildebrand

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The Birth of a Nation

Film Birth of a nation

Quelle: Fox

Nat Turner war Sklave, Prediger und Rebell, der blutige Aufstand, den er 1831 anführte, war der Anfang vom Ende der Sklaverei in den USA. Nate Parker führt Regie, hat den Film geschrieben und spielt die Hauptrolle. Aber sein Turner ist eine eindimensionale Figur. Als Geschichtsstunde geht das in Ordnung, als Film ist es nicht genug.

Susan Vahabzadeh

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Dancing Beethoven

Dancing Beethoven

Quelle: 2017 LATIDO FILMS™

Zum zweiten Mal begleitet die spanische Regisseurin Arantxa Aguirre das Béjart Ballett aus Lausanne; diesmal reist die Kompanie nach Japan, wo sie mit dem Tokyo Ballett Maurice Béjarts Choreografie zu Beethovens Neunter Symphonie einstudiert. Die Dokumentation ist Béjart-Porträt, Probenbericht und etwas schmalziger Appell zur Völkerfreundschaft.

Karoline Meta Beisel

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Don't Blink - Robert Frank

Don't blink - Robert Frank

Quelle: Copyright Grandfilm

Bloß nicht blinzeln! Die Dokumentarfilmerin Laura Israel pflügt rasant und kunstvoll durch das Werk des Fotografen Robert Frank. Das Biografische bleibt unscharf, macht aber nichts, das passt zu Franks Fotos, über die ein Kritiker einst schrieb, sie seien "ein trauriges Gedicht für Kranke". Hinter ihnen erkennt Israel einen lebenshungrigen Menschen, der irgendwann sagen darf: "Alles ist gut, alles ist gut."

Philipp Bovermann

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Erbarme Dich! - Die Matthäus-Passion

Erbarme Dich! - Die Matthäus-Passion

Quelle: Salzgeber & Co. Medien GmbH

Warum die Bilder-Assoziationen von Krieg, Folter, Boxkampf und Beischlaf? Warum muss der holländische Dokumentarfilmer Ramón Gieling diese aufgedonnerte Betroffenheitsrhetorik auftischen? Die befragten Künstler erzählen spannend genug von ihren Begegnungen mit Bachs Werk, und natürlich schöpft die Musik ihren Zauber ganz aus sich selbst.

Rainer Gansera

8 / 11

Fast & Furious 8

Fast & Furious 8

Quelle: Universal Pictures International France

Endlich erscheint Fast & Furious 23, nein, Moment, 8. Diesmal kommen keine schnellen Autos darin vor, denn das Team um F. Gary Gray wollte mal was anderes probieren. Eine Dokumentation über Ballerinen in einem sowjetischen Dorf der Sechziger. Mit Vin Diesel. Er will seinen alten Traum verwirklichen, eine Primaballerina zu werden, und beginnt eine Psychoanalyse. Super Film. Mal was anderes.

Juliane Liebert

9 / 11

Gold

Gold

Quelle: Studiocanal GmbH / Lewis Jacobs

Matthew McConaughey spielt sich nach den exzellenten Rollen in "Dallas Buyers Club" und "True Detective" wieder einen Wolf. In dieser Goldgräber-Wirtschaftskrimi-Geschichte von Stephen Gaghan überspannt er aber den Bogen. Als bierbäuchiger, glatzköpfiger, ketterauchender Schatzsucher wirkt er wie eine Persiflage auf sein eigenes Schauspiel.

Annett Scheffel

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Verleugnung

Kinostart - 'Verleugnung'

Quelle: dpa

Der britische Holocaust-Leugner David Irving verklagte in den Neunzigerjahren die jüdische Professorin Deborah E. Lipstadt wegen Verleumdung und verstrickte sie in ein bizarres Gerichtsverfahren üer die Funktion von Auschwitz. Aus diesem Prozess hat der Regisseur Mick Jackson einen Spielfilm gemacht, der als Drama nicht durchgehend funktioniert, aber ein irres Kinolehrstück über das Prinzip "alternative Fakten" ist.

David Steinitz

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Zu guter Letzt

Zu guter Letzt

Quelle: TOBIS Film GmbH

She put the bitch in obituary ... Den Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Der Obituary ist der englische Nachruf, der allen verdienstvollen Menschen nach ihrem Tode zusteht, freundlich und wohlwollend. Die Bitch ist die alte Geschäftsfrau Harriet, die ihr Leben lang alles fest im Griff hatte und nun im Alter auch ihren Nachruf noch selber beaufsichtigen will, bei der Nachrufschreiberin ihrer Zeitung, Amanda Seyfried. Ein unmöglicher Auftrag, zu heftig hat Harriet zeitlebens Verwandte, Freunde und alle überhaupt gemaßregelt. Shirley MacLaine ist großartig, wie sie säuerlich schikanös alles besser weiß, und es ist schade, dass sie am Ende von Mark Pellingtons Film doch noch zu Lebensfreude und Mitmenschlichkeit umfunktioniert wird.

Fritz Göttler

© SZ.de/smb
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