Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Die Fortsetzung der Kiffer-Komödie "Lammbock" ist eine Rauchersauna aus Selbstzitaten. Das Reboot der Trash-TV-Serie "Power Rangers" hingegen eine voll aufgedrehte Stereoanlage im Kinderzimmer.

Von den SZ-Filmkritikern

Alles gut

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(Foto: Rise And Shine Cinema)

Es ist ein unerträglicher Zustand zwischen Hoffen und Bangen, den Pia Lenz in ihrer Doku über das erste Jahr von zwei Flüchtlingsfamilien in Hamburg einfängt. Adel aus Syrien wartet monatelang darauf, dass Frau und Kinder nachkommen. Eine Wohnung sucht die Großfamilie vergebens. Djaner aus Mazedonien fühlt sich in der heilen Grundschule fehl am Platz. Dann droht die Abschiebung. Die Regisseurin zeigt unvoreingenommen und feinfühlig, wie kräftezehrend ein Neuanfang für alle Seiten ist. Sehenswert.

Bauer unser

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(Foto: Allegro Film)

In Österreich wird alle paar Stunden ein Hof zugesperrt. In Frankreich nehmen sich jedes Jahr 600 Bauern das Leben. Moderne Landwirtschaft funktioniert überall in Europa gleich: größer, mehr, billiger. Wer glaubt, er trage zur Rettung der Welt bei, indem er ab und zu im Bioladen einkauft, hat "Bauer unser" nicht gesehen. Der Filmemacher Robert Schabus zeigt, dass die lauwarme Haltung der Konsumenten Teil des Problems ist. Er zeigt eine Industrie, die ihre Produzenten zermürbt, ihre Produktion zerstört, Alternativen aus Profitgier negiert. Er hat keinen Wohlfühlfilm gemacht; Schabus zeigt Landwirtschaft, wie sie heute geht: als Industrie ohne Moral und Zukunft. Das ist Bildung im besten Sinne (wenn möglich auf Geschichte in der Gesellschaft verweisen).

Der Himmel wird warten

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(Foto: Guy Ferrandis)

Ein Albtraum für alle Eltern: Das eigene Kind wird vom IS abgeworben und geht nach Syrien. Die französische Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar hat für ihren zweiten Spielfilm monatelang mit der Sozialarbeiterin Dounia Bouzar zusammengearbeitet, die im Film sich selber spielt - und fassungslosen Müttern und Vätern die Augen dafür öffnet, dass der Rückzug der eigenen Kinder wenig mit Pubertät und viel mit tödlicher Radikalisierung zu tun hatte.

Der Hund begraben

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(Foto: Henrik Heiden)

Mit trockenem Witz erkundet Sebastian Stern, wie sich banaler Alltag ins Absurde steigern kann, wenn sein Midlife-Krise-Antiheld, ein braver Familienvater (Justus von Dohnányi), durch Jobverlust und sonstige Demütigungen in die Enge getrieben wird. Das Eigenheim als Bastion, die vehement verteidigt werden muss. Schade, dass die verrückten Momente dieser Spießer-Apokalypse allzu oft zu Comedy-Harmlosigkeiten verdünnt werden.

Die Jones - Spione von Nebenan

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(Foto: Twentieth Century Fox)

Regisseur Greg Mottola hat schon ausgelaugten Genres wie dem Adoleszenzfilm zu neuer Frische verholfen. Jetzt versucht er das Gleiche mit der Spionagekomödie: Ein mondänes Agentenpärchen zieht in geheimer Mission in einen Spießervorort und wird dort schnell ein Ziel für die Neugier der Nachbarn. Das führt zum Clash von gegensätzlichen Lebensmodellen - zu unerwartetem Witz führt es leider nicht.

Jean Ziegler - Optimismus des Willens

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(Foto: W-film / Dreampixies)

Seit Che ihm 1964 in Genf persönlich das Versprechen abnahm, gilt Jean Zieglers Kampf dem "kapitalistischen Monster". Was passiert, wenn der ideologische Eifer auf einer Reise durch das heutige Kuba mit der sozialistischen Realität kollidiert? Nicolas Wadimoff gelingt mit seiner Dokumentation über den unermüdlichen Schweizer Soziologen, Globalisierungskritiker und UNO-Botschafter, ein leiser, kluger Blick auf die Widersprüche zwischen den Ideen der Linken und alltäglichen Unschärfen.

Life

7 / 12
(Foto: Sony Pictures Releasing GmbH)

Auf der Internationalen Weltraumstation entdecken Rebecca Ferguson, Ryan Reynolds und Jake Gyllenhaal in einer Bodenprobe vom Mars einen fremden Organismus - und kämpfen bald ums Überleben. Daniél Espinosas wunderbarer, an amerikanischen B-Movies der fünfziger Jahre geschulter Film kennt keine philosophischen Themen, nur tolle Kamerafahrten und eine faszinierend trostlos verlaufende Handlung.

Lommbock

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(Foto: Wild Bunch Germany)

Als die Kifferkomödie "Lammbock" 2001 in die Kinos kam, das Regiedebüt von Christian Zübert, pafften die damaligen Teenies dazu begeistert Joints aus Kamillentee. Verkehrte Welt: Heute betreibt der Aussteiger Stefan eine Strandbar mit Fake-Joints in Dubai. Er hätte lieber gern wieder was Echtes. Das findet er in der schönen fränkischen Heimat - einer Rauchersauna aus Selbstzitaten, in der 16 Jahre alter Qualm steht. Zübert und seine beiden Jungs in den Hauptrollen sehen darin abwechselnd freiwillig und unfreiwillig alt aus.

Rammstein Paris

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(Foto: Rammstein GbR)

So ein Rammstein-Konzert ist schon mit das Beste, was man filmen kann: Fahnen, Fackeln, gerollte Rrrrs, Feuer, Tod und Schweiß. Bedient irgendwelche Urgelüste, von denen man sich wünschte, man hätte sie nicht. Ein paar Schnitte weniger hätten dem Film Jonas Åkerlunds allerdings gut getan, er ist fast durchgehend im Ein-Sekunden-Takt geschnitten, was die Urgelüste verwirrt und nervös zurücklässt. Trotzdem sehenswerte Alternative für die Zielgruppe, wenn die Squash-Halle mal wieder besetzt ist.

Power Rangers

10 / 12
(Foto: Metropolitan FilmExport)

Fünf jugendliche Außenseiter, wie man sie sich in Hollywood vorstellt, finden im Wald komische Steine, werden vom Zug überfahren und bekommen Superkräfte. Als bunte Motorradfahrer verkleidet müssen sie dann mit der Hilfe von Roboterdinosauriern gegen eine böse Meerhexe namens Rita Repulsa kämpfen. Dean Israelites Reboot der Trash-TV-Serie ist wie eine voll aufgedrehte Stereoanlange im Kinderzimmer.

Storm und der verbotene Brief

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(Foto: Farbfilm Verleih GmbH / Ricardo Vaz Palma)

Im Luther-Jubiläumsjahr wird die Reformation unter der Regie von Dennis Bots zum Coming of Age-Abenteuer, zur Hetzjagd durch die mittelalterlichen Gassen und Plätze, unterirdischen Abwasserkanäle und Katakomben von Antwerpen. Mit ebenso neugierigen wie panischen Augen ringt der zwölfjährige Titelheld um Orientierung zwischen dem streng katholischen Glauben seiner Mutter und den verbotenen Ideen, für die sein buchdruckender Vater empfänglich ist, zwischen den geheimen Versammlungen der Lutheraner und den öffentlichen Hinrichtungen des Inquisitors. Nur die Kindergesichter wirken fürs mittelalterliche Setting viel zu sauber, rosig und eingecremt.

Within

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(Foto: Warner Bros. / Ron Batzdorff)

Häuser sind gefährlich. Häuser fressen Menschen. Zum Beispiel die kleine Familie, die Philip Claydon in ein verspuktes Reihenhaus schickt. "Nanu", staunt die Tochter, zu Besuch bei den Nachbarn, "das ist ja genau das gleiche Haus, das wir auch haben." Trotz netter Pointe zum Schluss wundert sich auch der Zuschauer: Ist dieses verfilmte Handbuch für Poltergeist-Horror schon meta oder noch schlecht?

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