Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Europa gehört sich schon lange nicht mehr selbst - das zeigt der Dokumentarfilm "Europa - Ein Kontinent als Beute". Und in "Lion" sucht ein indischer Junge nach seiner Familie - mit Hilfe von Google.

Von den SZ-Filmkritikern

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Bailey - Ein Freund fürs Leben

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Quelle: © 2016 Constantin Film Verleih GmbH

Nach "Mein Leben als Hund" und "Hachiko" hat der schwedische Regisseur Lasse Hallström erneut einen Hundefilm gedreht. Diesmal erzählt aus der Perspektive des Hundes mit der Stimme von Florian David Fitz. Hund Bailey wird nach seinem Tod immer wieder neu geboren und fragt sich nach dem Sinn seines Daseins. Klingt kitschig und das ist es auch. Aber guter Kitsch und mit Tränengarantie.

Natalie Broschat

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Bibi und Tina - Tohuwabohu total!

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Quelle: Andreas Schlieter; © Andreas Schlieter/DCM

Kleine Hexe: prima Heldin für Mädchen im Grundschulalter. Kleine Hexe plus Pferde: ideal für 11-jährige, die schon ein bisschen größer träumen. Kleine Hexe plus Pferde plus erste Liebe plus Musicalsongs: perfekt, um alle auf einmal zu erreichen, die ganz Kleinen und die fast schon Großen. Im vierten Teil der Reihe geht es jetzt auch um schwere Themen: Zwangsheirat, Mauerbau, Flüchtlingsfragen. Aber Regisseur Detlev Buck verpackt das alles mit so viel buntem Pop-Appeal, dass sich sogar Eltern gut unterhalten fühlen (siehe auch Hintergrundgeschichte "Galloppierendes Fieber" im SZ-Magazin vom 17.02.)

Max Fellmann

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Boston

PATRIOTS DAY (OT)

Quelle: © Karen Ballard

Zwölf Jahre nach 9/11 kam der Terror mit dem Anschlag auf den Boston Marathon 2013 auf dem US-amerikanischen Erdboden an. Der Spielfilm von Peter Berg zeigt die Bürger der Stadt als mutig geeinte Helden auf der Jagd nach den Tätern. Bilder bedrohter Menschenmassen zu Angstmusik gehen der Katastrophe voraus. Das ist gruselig, denn kollektive Traumata wehren sich gern mit Waffengewalt - zum Beispiel so, wie es aktuell "Do Not Resist" beschreibt.

Philipp Bovermann

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A Cure For Wellness

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Quelle: © Twentieth Century Fox France

Bleich, gestresst, irgendwie krank schaut er gleich beim ersten Mal aus, wenn er in Erscheinung tritt, der junge Firmen-Shooting-Star, gespielt von Dane DeHaan. Was nicht heißt, dass er sich nicht noch kräftig verschlechtern könnte, als er von seinen Chefs in ein Schweizer Sanatorium entsandt wird, einen Kollegen von dort zurückzubringen. Sanatorien sind, erfahrungsgemäß, im Kino Orte des Horrors, den Gore Verbinski in großem gilliamesken Stil zelebriert.

Fritz Göttler

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Do Not Resist - Police 3.0

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Quelle: © 2016 Vanish Films

Es ist aufwühlend, zu beobachten, wie die Demonstrationen gegen Polizeigewalt auf den Straßen Fergusons im Tränengas erstickt werden. Noch aufwühlender aber ist der fast unmerkliche Widerstand in den Gesichtern jener, die längst begriffen haben, dass es klüger ist, sich nicht aufzulehnen. Craig Atkinsons Dokumentarfilm zeigt eine sich zunehmend militarisierende US-Polizei und gibt einen schockierenden Ausblick auf die neuesten technischen Möglichkeiten der Polizeiarbeit.

Julia Niemann

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Europa - Ein Kontinent als Beute

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Quelle: © Salzgeber & Co. Medien GmbH

Wer ist schuld an Armut, Jugendarbeitslosigkeit und am Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa? An der Umverteilung von Vermögen nach oben, an der Verschwendung von Steuergeldern und dem Aufziehen immer neuer Kriege an seinen Grenzen? Ein paar wenige Experten geben sehr linke, aber plausible Antworten. Ansonsten zeigen Christoph Schuch und Reiner Krausz in ihrem so ruhigen wie bedrohlichen Dokumentarfilm blasse Bilder von einem Kontinent, der sich schon lange nicht mehr selbst gehört.

Kathleen Hildebrand

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Fist Fight

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Quelle: Bob Mahoney

Ex-Rapper Ice Cube spielt einen Geschichtslehrer, der seinen Schülern Lektionen über den Bürgerkrieg zubrüllt, denn die kleinen Mistkäfer sind völlig außer Kontrolle. Wegen eines feigen Kollegen verliert er seinen Job und fordert ihn zur Pausenhof-Klopperei. Der will zuerst kneifen, dann krempelt er doch die Ärmel hoch. Wir passen auf und lernen in der Komödie von Richie Keen: Manchmal müssen Jungs halt ihren Mann stehen und sich hauen, auch als Lehrer. Ach, müssen sie?

Philipp Bovermann

8 / 13

Die Gabe zu heilen

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Quelle: © Camino Filmverleih

Gedanken versetzen nicht nur Berge, sondern schlagen auch Dämonen und Gürtelrose in die Flucht. Regisseur Andreas Geiger zeigt fünf Menschen, die auf unkonventionelle Weise andere heilen. Der Film ist ein ruhiges Portrait über die, die schnell belächelt werden wegen spiritueller, geistiger Ansichten. Der Film ist ein Plädoyer für autosuggestive, positive Gedanken als Heilmittel und eine optimistische Lebenseinstellung.

Natalie Broschat

9 / 13

Hitlers Hollywood

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Quelle: © farbfilm verleih

Von 1933 bis 1945 sind in Deutschland mehr als 1000 Filme entstanden, viele, aber längst nicht alle davon, sind Propaganda. Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland hat diesen Zeitraum als Collage aus Filmausschnitten, Zitaten und eigenen Deutungen auf 106 Minuten Dokumentarfilm kondensiert. Die Geschichte und Rolle des Kinos im Dritten Reich ist umfassend dokumentiert und aufgearbeitet, "Hitlers Hollywood" fügt dem nichts hinzu, gibt aber einen kenntnisreichen Abriss der wichtigsten Schauspieler, Regisseure und ihrer heute größtenteils vergessenen Filme. Nur die selbst gestellte Frage - "Was weiß das Kino, was wir nicht wissen?" - beantwortet der Film nicht.

Nicolas Freund

10 / 13

Lion - Der lange Weg nach Hause

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Quelle: © Mark Rogers

Ein junger Mann, zerrissen zwischen zwei Heimaten. Als kleiner Bub wurde er versehentlich von seiner Familie in Indien getrennt, landete in Kalkutta, kam ins Kinderheim, wurde von einem australischen Ehepaar adoptiert, er fängt ein Studium an, aber die Erinnerungen an die andere Mutter und den Bruder quälen ihn. Also macht er sich, Google hilf, auf die Suche. Dev Patel und Nicole Kidman sind ein schönes Paar im Film von Garth Davis.

Fritz Göttler

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Neruda

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Quelle: 082024006782; © Piffl Medien

Wenn es je einen Dichter gab, der Frauen mit seinen Worten entkleiden, Fußballstadien mit Verehrern füllen und Arbeiter zur Revolution aufstacheln konnte, war es der Chilene Pablo Neruda. Und das ist hier wörtlich gemeint. Nerudas Landsmann Pablo Larraín erzählt, wie der überzeugte Kommunist 1948 in den Untergrund gehen musste, dreizehn Monate versteckt lebte und schließlich über die Anden nach Paris floh. Die biographischen Fakten sind aber nur der Ausgangspunkt für eine wilde Phantasterei, in der Neruda (Luis Gnecco) einen hartnäckigen Verfolger (Gael García Bernal) imaginiert, der wie einsamer Wolf hinter ihm her ist und schließlich erkennen muss, dass er nur als literarische Figur existiert.

Tobias Kniebe

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Offline

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Quelle: © Little Dream Entertainment GmbH

Der Programmierer eines Computerspiels (Moritz Jahn) wird von einem anderen Programmierer in der realen Welt verfolgt. Florian Schnell versucht, seinen Film einem (unfassbar hässlichen) Computerspiel ähneln zu lassen. Tatsächlich ähnelt er nur der Hysterie, die seinem 12- bis 15 jährigen Zielpublikum unterstellte gegen Null tendierende Aufmerksamkeitsspanne durch ein Dauerfeuer optischer Signale in Schach zu halten.

Philipp Stadelmaier

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Worlds Apart

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Quelle: © Kairos Filmverleih

Die Liebe, sagt Regisseur Christoforos Papakaliatis, ist als Gefühl der Logik weit überlegen. Natürlich sagt er als Grieche Eros, und meint dabei auch Eros den Gott, deshalb sind die drei Liebesgeschichten, die er erzählt, von komplexen und komplizierten Beziehungen im Griechenland von heute, manchmal etwas sehr exemplarisch. Natürlich sind Liebes- auch immer Hassgeschichten, und sie werden hier bestimmt von Flüchtlingsfrage und Finanzkrise. Ein junger Syrer trifft ein Mädchen in Athen, ihr Zufluchtsort ist ein ausrangiertes Flugzeug. Auch J.K. Simmons - aus "Whiplash"- ist mit von der Partie, als verliebter Bücherwurm.

Fritz Göttler

© SZ.de/alpi
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