Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Während "Empörung" zwischen akademischem Erzählstil und elektrisierenden Momenten wechselt, versprüht der Animationsfilm "Mein Leben als Zucchini" auf subversive Weise Hoffnung.

Von den SZ-Filmkritikern

Elle

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(Foto: © 2016 SBS Productions, Twenty Twenty Vision Filmproduktion, France 2 Cinéma & Entre Chien et Loup)

Keine amerikanische Schauspielerin hat sich an die Rolle herangetraut, mit der Isabelle Huppert jetzt für den Oscar nominiert ist. Schön blöd! Huppert spielt die Chefin einer Videospielfirma, souverän, erfolgreich, allein. Mitten am Tag im eigenen Haus von einem Maskierten vergewaltigt, schweigt sie und macht weiter wie auf Autopilot. Bis ihr Peiniger überraschend demaskiert wird und eine neuer Wahnsinn beginnt. Regie führt Hollands Grandpère terrible Paul Verhoeven, der hier die klügste aller Strategien gewählt hat - in jeder Nuance einfach den Instinkten seines Stars zu folgen.

Empörung

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(Foto: Alison Cohen Rosa; © X Verleih / Alison Cohen Rosa)

1951 beginnt der Korea-Krieg und Marcus (Logan Lerman), Sohn einer jüdisch-kleinbürgerlichen Familie aus Newark, wird Student an einem konservativen College in Ohio. Toll: die rätselhafte Gestalt Olivias (Sarah Gadon) und ein 16-minütiger Disput über Religionsfreiheit. Hier bricht Regisseur James Schamus den Akademismus seines Erzählstils auf und findet zu den elektrisierenden Momenten der Romanvorlage von Philip Roth.

Enklave

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(Foto: © Barnsteiner-Film)

Gut gemeint und rührselig wie eine Sonntagspredigt erzählt Goran Radovanović vom 10jährigen Nenad (Filip Subarić), der in einer serbischen Kosovo-Enklave lebt und sich mit den Jungs aus dem "feindlichen" albanischen Lager eigentlich gut verstehen könnte. Aber 2004, fünf Jahre nach dem Kosovokrieg, regieren noch Hass und Feindschaft. Ein Jugenddrama, das die Hoffnung pathetisch im luftleeren Erzählraum flattern lässt.

Fences

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(Foto: David Lee)

Wenn zwei großartige Schauspieler die ganze Zeit nur reden, kann das mitreißend sein. Denzel Washingtons Fünfziger-Jahre-FIlm, eigentlich für die Bühne geschrieben von August Wilson, ist eine Tour de force für zwei Personen, ein langer, poetischer Dialog. Troy (Washington) ist ein wortgewandter, liebenswerter, selbstsüchtiger Angeber, seine Frau Rose (Viola Davis) das Gegenteil - realistisch, konzentriert. In nur wenige Szenen unterteilt breitet sich beider Leben aus, eine nie erfüllte Sehnsucht nach Freiheit.

John Wick: Kapitel 2

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(Foto: Niko Tavernise; © Metropolitan FilmExport)

Eigentlich möchte John Wick (Keanu Reeves) nur sein Auto reparieren lassen und seinen Hund füttern. Zwei Stunden später sind (fast) alle tot, die den Fehler gemacht haben, sich auf Chad Stahelskis Leinwand zu wagen. Ein Actionfilm, der nicht versucht, irgendetwas anderes zu sein als ein Actionfilm, tätowierte Mafiabosse, die im Angesicht John Wicks ängstlich an ihren Zigarren nuckeln wie ein Baby, kurz bevor ihm für immer der Schnuller weggenommen wird. Alle schauen ernst. Keiner lebt lange. Herzallerliebst.

Mein Leben als Zuccini

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(Foto: © RITA PRODUCTIONS / BLUE SPIRIT PRODUCTIONS / GEBEKA FILMS / KNM / RTS SSR / FRANCE 3 CINEMA / RHONES-ALPES CINEMA / HELIUM FILMS 2016)

"Wir sind alle gleich", stellt traurig eines der Waisenkinder fest: "Es gibt keinen mehr, der uns liebt". In den riesigen Köpfen und großen traurigen Kulleraugen nisten die Spuren, die Alkohol und Drogen, Krankheiten, Mord und Selbstmord in ihren Familiengeschichten gelegt haben. Umso tröstlicher ist es, wie sich im Stop-Animations- Debüt von Claude Barras auf subversive Weise und ganz unsentimental ein Hoffnungsschimmer ausbreitet, allein durch die Kraft von Fantasie, Fürsorge und Liebe, nicht zuletzt durch den eigenwilligen Stil der Chefanimateurin Kim Keukeleire, die schon "Frankenweenie" und "Fantastic Mr. Fox" mitgeprägt hat, und durch den sanft melancholischen Soundtrack von Sophie Hunger.

Schatz, nimm du sie

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(Foto: Bernd Spauke; © Wild Bunch Germany)

Mama und Papa trennen sich. Nur das Sorgerecht für die Kinder will keiner der beiden. Also legen sie sich ins Zeug, die verzogenen Gören zu nerven, damit sie sich für den jeweils anderen entscheiden. Sven Unterwaldts Remake der Komödie "Mama gegen Papa" ist ein bisschen klamaukiger als das französische Original von 2015, aber nicht zu sehr - wie man's hierzulande halt mag, wenn man seine verzogenen Gören eben doch mag.

T2: Trainspotting

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(Foto: © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH)

Die Nadel spielt zwei Jahrzehnte nach den Heroin-Orgien der alten "Trainspotting"-Crew auch in der Fortsetzung eine wichtige Rolle, diesmal allerdings nicht als Spritze, sondern als Plattennadel. Regisseur Danny Boyle hat die Schauspieler von damals zusammengetrommelt und erzählt eine tragikomische Geschichte über die Melancholie des Älterwerdens, und Iggy Pop röhrt wieder "Lust for Life" - im Midlife-Crisis-Remix, versteht sich.

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