Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Kiffen trotz Kind? Und weitere Fragen, die sich werdende Eltern Mitte Dreißig stellen, beantwortet Marie Kreutzer in "Was hat uns bloß so ruiniert?" mit brillanter Austro-Besetzung.

Von den SZ-Filmkritikern

1 / 10

Die Abmachung

'Die Abmachung'

Quelle: © Frank Dicks/Made in Germany

Nach dem Tod ihres Mannes lässt sich Stine von Herrn Fischer helfen, die kaputte Heizung zu reparieren. Manchmal geht sie mit dem Handwerker auch ins Bett - aus Dankbarkeit oder, weil sie ihn mag? Herrn Fischer scheint der Deal zu gefallen, mit seinem verhuschten Sohn baut er bald das halbe Haus um. "Seit wann schlafen Handwerker da, wo sie arbeiten?", fragt Stines genervte Tochter. "Die Abmachung", der zweite Spielfilm von Peter Bösenberg, ist eine konstruierte Parabel über Schuld, Rache und Vertrauen, die mit ihrer hölzernen Inszenierung und groben Struktur wirkt wie aus den Baumarkt.

Nicolas Freund

2 / 10

Der Eid

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Quelle: © Alamode Film

Ein Vater - und Arzt! - will seine Tochter vor einem gefährlichen Drogendealer beschützen - um buchstäblich jeden Preis. In Hollywood wird aus solchen Vorlagen gern Heldenkino, hier wird einer düsterer, harter Thriller über die Wolfsnatur des Menschen daraus. Regisseur Baltasar Kormákur spielt selbst die Hauptrolle. Sein Film ist von einer brennenden Kälte. Immer wieder sieht man den Arzt durch karge, eiskalte isländische Landschaften radeln - ein Getriebener.

Martina Knoben

3 / 10

Fifty Shades of Grey II

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Quelle: Doane Gregory; © Universal Pictures International France

Nein, man hat's nicht leicht als sympathischer Sadist in einem reaktionären Hollywood-Softporno. Schlimmer noch, dem zweiten Teil eines Hollywood-Softpornos. Das bekommt Christian Grey (Jamie Dornan) schnell zu spüren. Im ersten Teil von Fifty Shades reichten noch seine Kerntugenden: Zu dramatischer Musik an Slips riechen, Sex haben, ohne zu schwitzen, Sadomaso ausüben, ohne jemandem wehzutun. Diesmal muss er Ana (Dakota Johnson) zurückerobern und den Hafen der Ehe ansteuern. Man drückt ihm schon deswegen die Daumen, damit das Ganze doch bitte bitte bitte endlich vorbei ist.

Juliane Liebert

4 / 10

The Girl with all the Gifts

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Quelle: © SquareOne/Universum

Altes Thema: Die Zivilisation wird von Zombies überrannt. Allerdings gibt es hier eine neue Perspektive in Form einer Generation von Zombie-Kindern. Sie werden von Militär und Wissenschaft gefangengehalten, untersucht, unterrichtet, sie können ihren Appetit zügeln und mit Menschen kommunizieren. Colm McCarthy erzählt eine klassische, spannende Apokalypsegeschichte über die Hoffnung auf den Fortbestand der Menschheit - und er geht damit am Ende doch anders um, als man es aus dem Genre kennt.

Doris Kuhn

5 / 10

The Lego Batman Movie

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Quelle: Courtesy of Warner Bros. Picture; © 2016 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

Schon der erste Lego-Film hatte eine wichtige Botschaft zu verkünden: "Everything is awesome", alles ist abgefahren, yippi yippi yay. Im Lego Batman Film legt Chris McKay nun, was das Tempo angeht, sogar nochmal eine Schippe drauf. Batman kämpft sich durch ein überdrehtes Zitate-Meer, gegen Gremlins, Sauron und seine eigenen peinlichen Auftritte in den Sechzigern. Crazy, aber charmant und die Gags zünden.

Philipp Bovermann

6 / 10

Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste

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Quelle: © SquareOne/Universum

Im bourgeoisen Pariser Oberschichts-Zuhause von Madame Christine wird einiges auf den Kopf gestellt, als die linke Regierung in einem frostigen Winter per Notverordnung Bedürftige einquartiert. Alexandra Leclère versucht für ihre hektische, auf sehr französische Weise überzogene Komödie das Mietshaus als Mikrokosmos einer zwischen Rechtspopulismus und Political Correctness hin und her getriebenen Grande Nation handhabbar zu machen, bleibt aber immer auf Sicherheitsabstand zur Realität. Moralkino im Leerlauf.

Annett Scheffel

7 / 10

Noma - My Perfect Storm

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Quelle: © Pierre Deschamps

Moos, Blumen, Gräser, Pilze, Tannenzweige, Ameisen: Im Kopenhagener Restaurant Noma kommt alles auf den Tisch, was im Norden gerade wächst, als Gast soll man den Ort und die Zeit schmecken. In seiner Dokumentation erzählt Pierre Deschamps die Entwicklungsgeschichte des vierfach zum besten Restaurant der Welt gekürten Noma und portraitiert dessen ausgesprochen sympathischen Küchenchef René Redzepi. Dabei konzentriert er sich allerdings vor allem auf das küchenrevolutionäre Konzept und weniger auf die kulinarische Lust des Essens.

Anke Sterneborg

8 / 10

Scarred Hearts - Vernarbte Herzen

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Quelle: © Real Fiction / Silviu Ghetie

Ein traurig schöner Film über stillgelegte Jugend in den dreißiger Jahren, von Radu Jude, einem der aufregenden Wunderkinder des rumänischen Kinos. Nach dem Roman von M. Bleicher, dem frühverstorbenen, auch bei uns in den letzten Jahren wiederentdeckten Autor. Ein junger Mann wird in ein Sanatorium eingeliefert, er hat Knochentuberkulose, sein Körper zerfällt und wird deshalb in ein Gipskorsett gezwängt. Reglos liegt er auf der Veranda, hinter ihm brandet, in lebhafter Unruhe, das Schwarze Meer. Noch will er Ironie und scharfen Witz nicht aufgeben, und nicht das körperliche Verlangen nach Frauen. Außerhalb der Anstalt rüsten sich andere Todgeweihte, die eisernen Garden, die Kräfte des aufziehenden Faschismus in Europa. Der erste der drei großen Sanatoriumsfilme, die in den kommenden Wochen in unsere Kinos kommen.

Fritz Göttler

9 / 10

Den Sternen so nah

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Quelle: © Metropolitan FilmExport

Die Kommandantin der ersten Marsmission merkt an Bord der Raumfähre, dass sie schwanger ist. Ihr Sohn, Gardner Eliot (Asa Butterfield) wächst als erstes Kind auf dem Mars auf, sein Körper wird die Gravitation der Erde wohl nie vertragen. Dann verliebt sich Gardner per Chat in ein Mädchen in Colorado. Was für eine Geschichte! Leider füllt all das nur die erste von zwei Stunden. Ab der Mitte wird dieser erst Hoffnung weckende und dann doch hoffnungslos überladene Film eine ziemlich kitschige Mischung aus Roadmovie und Teenager-Romanze. Wäre Gardner doch auf dem Mars geblieben!

Kathleen Hildebrand

10 / 10

Was hat uns bloß so ruiniert?

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Quelle: © Movienet / Juhani Zebra

"Kiffen und Baby gehen nicht zusammen!" Oder doch? Kann man beim Windelwechseln cool aussehen? Drei Mitte-30-Paare in Wien, befreundet seit Studentenzeiten, werden ins Eltern-Dasein katapultiert. Wie Kinder zum Härtetest ihrer Selbstverwirklichungs-Ambitionen werden, zeigt die Österreicherin Marie Kreutzer mit brillantem Ensemble (Vicky Krieps, Marcel Mohab) in einem herrlichen Mix aus Selbstironie und Melancholie.

Rainer Gansera

© SZ.de/alpi
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