Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

In "Das Morgan Projekt" treffen unberechenbare Wesen auf coole Risikomanagerinnen - und im Fantasy-Vergnügen "Underworld: Blood Wars" sind Frauen vor allem Intrigantinnen. Die Kinostarts der Woche.

Von den SZ-Filmkritikern

Die Habenichtse

1 / 9
(Foto: unafilm Gmbh; Real Fiction)

Sie (Julia Jentsch) ist Künstlerin, er (Sebastian Zimmler) Anwalt. Am 11. September 2001 finden sie in Berlin zusammen, während ein gemeinsamer Freund in New York stirbt. Sie heiraten und ziehen nach London. Dort ist es zwischen ein bisschen Liebe und viel Fremdheit und Gewalt recht schrecklich. Die Habenichtse haben wenig vom Leben in diesen etwas farblosen schwarz-weiß-Bildern von Florian Hoffmeister.

Die Hände meiner Mutter

2 / 9
(Foto: Kinescope Film)

Plötzlich bricht in Markus (brillant: Andreas Döhler) ein 30 Jahre lang verdrängtes Kindheitstrauma auf: die Erinnerung an den sexuellen Missbrauch durch seine Mutter. Eine Geschichte, die den Atem stocken lässt. Packend geschildert von Florian Eichinger, der nicht den Skandal dramatisiert, sondern die Erschütterung des Helden seismographiert: seine Verzweiflung und seinen Mut beim Kampf gegen die familiären Mauern des Schweigens.

Ein Lied für Nour

3 / 9
(Foto: 2016 Koch Media)

Eine Geschichte von großen Träumen und herzzerreißenden Liedern, die Grenzen überwinden. Natürlich hat auch der wahre Triumph von Mohammed Assaf, dem ersten Arab Idol-Teilnehmer aus Gaza politische Untertöne, ist dabei aber längst nicht so hart wie die ersten beiden Filme von Hany Abu-Assad. Ganz leise und wahrhaftig, mit Laiendarstellern an Originalschauplätzen gedreht, entfaltet sich das wahr gewordene Märchen, das für die Kraft der Kunst in einer aussichtslosen Situation steht.

Marie Curie

4 / 9
(Foto: dpa)

Dies ist der Film, auf den ganze Generationen von Physik- und Chemielehrer/innen gewartet haben: Marie Noëlle-Sehrs romantische Adaption von Marie Curies Leben. Wer hätte gedacht, dass die Entdeckung der Radioaktivität einen guten Familienfilm abgibt? Beste Zitate: "Die radioaktiven Strümpfe für stets schöne Frauenbeine" und "Unser Radium. Es leuchtet von innen. Wie du." Wahre Poesie ist fast immer unfreiwillig.

Das Morgan Projekt

5 / 9
(Foto: Aidan Monaghan; 2016 Twentieth Century Fox)

Ein altes Haus im Wald, ein bisschen verwunschen schaut es aus, eine geheime staatliche Experimentierstation. Ein künstlich geschaffenes Menschenwesen wird hier untersucht, die überdurchschnittlich wendige, intelligente, unberechenbare, brutale Morgan. Dann kommt eine Frau vom Kontrollausschuss, um die Risiken des Projekts zu evaluieren, die überdurchschnittlich coole Kate Mara. Luke Scott führte Regie, der Papa Ridley produzierte. Die Station ist wie eine Großfamilie, und die Wissenschaftler tun, was sie schon immer am besten konnten, ihren Untersuchungsobjekten gefährliche Reaktionen entlocken.

Polder

6 / 9
(Foto: 2016 - Camino Filmverleih)

Die Deiche sind gebrochen, zwischen Realität und Fantasie, zwischen wirklichen und implantierten Erinnerungen. Polder ist ein langjähriges Projekt zu ihrer Erforschung - Apps, Theater und Games, nun ein Film. Der Gamedesigner Marcus ist kurz vor der Fertigstellung seines neuen Games gestorben - oder ins Game verschwunden -, seine Witwe Ryoko versucht, das Geheimnis dieses Todes zu klären. Das rote Buch heißt das Ding, es geht, in einem irren Mix von Stilen und Genres, um den Totalitarismus der KI, der künstlichen Imagination, darum, wie man vom User zum Loser wird. Großes, altes Kino, das die Filmemacher Samuel Schwarz und Julian M. Grünthal schufen. Der Kumpel des Helden ist Fritz, der in beiden Welten lebt, also echt nietzscheanisch. Polder ist in der Definition des SF-Autors John Clute: eine Enklave verdichteter Wirklichkeit.

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt

7 / 9
(Foto: STILLS PHOTOGRAPHER _TOM TRAMBOW)

Tobbi und sein Roboter-Freund Robbi müssen zum Nordpol, um Robbies Eltern zu retten. Gut, dass Tobbi ein großer Erfinder ist. Doof, dass er zwei linke Hände hat. Und dann sind den beiden auch noch die fiesen Agenten Sharon Schalldämpfer und Brad Blutbad (herrlich: Alexandra Maria Lara und Sam Riley) dicht auf den Fersen. Regisseur Wolfgang Groos hat den Klassiker aus dem Jahr 1967 stark modernisiert, im Kern bleibt der Film ein liebenswertes Plädoyer für die Freundschaft.

Sully

8 / 9
(Foto: dpa)

Tom Hanks spielt den Piloten Chelsey B. Sullenberger, der im Januar 2009 eine Linienmaschine auf dem Hudson notlandete und allen 155 Passagieren das Leben rettete. In seinem sehr großen Film zeigt der sehr große Clint Eastwood die Heldentat als Beinahekatastrophe und den amerikanischen Helden als Gespenst. Denn einmal zur Legende geworden kann man nur noch vergessen werden.

Underworld: Blood Wars

9 / 9
(Foto: 2016 Sony Pictures Releasing GmbH)

Großes Fantasy-Vergnügen Teil fünf, der Krieg Vampire gegen Werwölfe geht weiter. Altes Genre, neu aufgemöbelt, diesmal kreist es um die Wunderkraft von Vampirblut. Regie führt Anna Foerster, Frauen sind präsent: man sieht sie nicht nur sexy im Kampf sondern auch als Heilerin, Mutter, vor allem als Intrigantin. Die Aussicht auf Macht korrumpiert sie nicht anders als Männer, aber sie sind raffinierter in ihrer Planung und skrupelloser beim Verrat.

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