Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

In "The Purge: Election Year" wittern die Konservativen Blut. Und bei "SMS für Dich" werden die leisen Töne von Schenkelklopfern erdrückt. Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Kinokritikern

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Auf Augenhöhe

Kinostart - 'Auf Augenhöhe'

Quelle: dpa

"Wenn du merkst, dass du größer bist als dein Papa, dann bist du erwachsen", sagt der zehnjährige Michi. Er lebt im Kinderheim. Die Mutter ist tot, der Vater unbekannt. Bis jetzt. Denn auf einmal taucht der kleinwüchsige Tom auf und stellt Michis Welt komplett auf den Kopf. Ein gefühlvoller Familienfilm von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf. Über enttäuschte Erwartungen und unerwartetes Glück, übers Großwerden und Kleinbleiben.

Georg Cadeggianini

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The Beatles: Eight Days a Week

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Quelle: Studiocanal GmbH/Apple Corps Ltd

Man sieht den Aufstieg der Beatles, konzentriert auf ihre Konzerte zwischen 1962 und 1966. Große Mengen dokumentarisches Archivmaterial wurden dafür zusammengetragen, Zeitzeugen kommentieren hier und da. Ein reines Fan-Movie, denn Ron Howard stellt zwar den phänomenalen Publikumseffekt der Band in den Fokus, lässt sich aber kaum auf Analysen oder popkulturelle Konsequenzen ein.

Doris Kuhn

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Entertainment

Entertainment

Quelle: DropOut

Schon der Titel ist schwärzeste Komödie, in diesem Road Movie um einen Komiker (Gregg Turkington), der mit ausdruckslosem Gesicht zwischen schlechtem Witz und übler Publikumsbeschimpfung durch ein Amerika tingelt, in dem der American Dream längst verpufft ist, vorbei an den Ölbohrtürmen der Mojawe Wüste, durch Hotelflure und Motelzimmer, Bowlingbahnen und Schießstände. Unerbittlich führt Rick Alverson das mythische Amerika ad absurdum und kontrastiert die Enge der Figuren mit der Weite der Panorama-Leinwand, in der sich auch John C. Reilly und Michael Cera verlieren.

Anke Sterneborg

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Das Geständnis

Bernd Michael Lade Das Geständnis Kino

Quelle: Aries Images

In klaustrophobischer Enge, mit extravaganter Lichtsetzung und dem Schweiß seiner Darsteller erzählt Bernd Michael Lade den Niedergang der DDR: Im Büro einer Ost-Berliner "Morduntersuchungskommission" reiben sich 1988 die Genossen zwischen Parteiprogramm, Wodka, Opportunismus und Systemkritik auf. Ein Kunstfilm, der ein wenig zu viel auf einmal sein will - und deshalb nicht um Überzeichnungen herumkommt.

Annett Scheffel

5 / 14

Hieronymus Bosch

Hieronymus Bosch Kino

Quelle: mindjazz pictures

Anlässlich des 500. Todestags befasst sich ein Stab von holländischen Kunsthistorikern und Restauratoren mit den unheimlichen Wimmelbildern des Renaissance-Malers. Pieter van Huystees Dokumentation ist ein leiser Thriller über das Geschacher der Museen um Bilder für geplante Jubiläums-Ausstellungen, ein Krimi um Zuschreibungsdebatten und eine Hommage an Boschs Gemälde, denen man mit Kino- und Infrarotkameras sehr viel näher kommt als im Museum.

Anke Sterneborg

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Multiple Schicksale

Multiple Schicksale Kino

Quelle: Revolta Productions / Jann Kessler / Spot On Distribution

Krankengeschichten sind das Memento mori unserer Zeit. Sie konfrontieren mit existenziellen Grenzsituationen. Tief bewegend gelingt das dem erst 20-jährigen Schweizer Jann Kessler, der, ausgehend vom Schicksal seiner Mutter, sechs an Multipler Sklerose Erkrankte besucht und porträtiert. Sechs Begegnungen, geschildert mit einem intensiven, aus Nähe und hellsichtiger Empathie gespeisten Blick.

Rainer Gansera

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My First Lady

Kinostart - 'My First Lady'

Quelle: dpa

Eine Romanze über das erste Date von Barack Obama und seiner künftigen Frau Michelle an einem heißen Sommertag 1989. Richard Tanne will die Obamas als Obamas inszenieren, bevor sie die Obamas wurden, mit Schokoladeneis, Parkspaziergang und Kinobesuch. Vielleicht die Geburt eines neuen Kinogenres, gefolgt vom zärtlichen ersten Flirt zwischen Joachim Sauer und Angela Merkel?

David Steinitz

8 / 14

The Purge: Election Year

The Purge: Election Year Kino

Quelle: Universal Pictures International France

Teil drei der triebgesteuerten Horrorreihe von James DeMonaco über die Auflösung des Gesellschaftsvertrags: Für eine Nacht im Jahr sind alle Verbrechen legal, damit die Menschen sich brandschatzend abreagieren können - und dann wieder Ruhe geben. Diesmal aber ist auch Wahlkampf und eine linke Gutmenschenfrau will die "Purge Night" abschaffen. Die Konservativen wittern Blut.

David Steinitz

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Rudolf Thome: Überall Blumen

Rudolf Thome

Quelle: Peripher

Früher drehte der Regisseur Rudolf Thome wilde Filme mit schönen Mädchen (Uschi Obermaier!). Heute sitzt er auf seinem Bauernhof in Brandenburg und würde gern noch einmal loslegen, nur findet sich kein Finanzier für sein neues Projekt "Überall Blumen". Ist Crowdfunding die Lösung? Serpil Turhan begleitet ihn beim Gärtnern, Schimpfen, Rotweintrinken. Ein traurig-komisches Dokumentarfilmporträt.

David Steinitz

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SMS für Dich

'SMS für Dich'

Quelle: dpa

Karoline Herfurth verfilmt mit ihrer zweiten Regiearbeit Sofie Cramers Bestsellerroman "SMS für Dich". Nach dem Tod ihres Verlobten schreibt Clara (Herfurth selbst) ihm weiterhin SMS. Diese landen jedoch bei Mark (Friedrich Mücke), der sich unsterblich in die Unbekannte verliebt. Holpriger Mix aus zartem Drama und überdrehten Gastauftritten. Die Schenkelklopfer erdrücken die leisen Töne.

Sofia Glasl

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The Music of Strangers

The Music of Strangers Kino Yo-Yo Ma

Quelle: The Silk Road Project, Inc.

Es ist der Luxus eines Superstars wie Yo-Yo Ma, dass er sich die besten Musiker aller Länder aussuchen kann, wenn er ein Weltmusik-Ensemble gründet. Was der Cellist nun mit seinem Silk Road Ensemble spielt, ist trotz Volksmusik-Fusionsverdacht überzeugend und mitreißend. Das spürt man in jeder Szene dieses Dokumentarfilms, und es liegt sicher auch an der Regie des Oscar-gekrönten Morgan Neville.

Andrian Kreye

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Thank You For Calling

Thank you for calling

Quelle: SZ

Ist Handystrahlung gesundheitsschädlich? Um diese Frage kreist Klaus Scheidstegers Doku, die jede Menge Wissenschaftler zitiert, deren Aussagen zumindest Zweifel wecken. Zwar sind nicht alle Experten so ganz glaubwürdig und der Tonfall ist unangenehm raunend - das heißt aber nicht, dass alle Argumente von der Hand zu weisen wären. Sicher ist am Ende nur: Mobilfunk ist ein Riesengeschäft.

Martina Knoben

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Tschick

TSCHICK; Film "Tschick"

Quelle: Studiocanal GmbH

Schon in Buchform war Wolfgang Herrndorfs "Tschick" das beste deutsche Roadmovie. Die viel geliebte Geschichte jetzt tatsächlich ins Kino zu bringen ist natürlich ein Risiko - doch der Regisseur Fatih Akin nimmt sich zurück, lässt Herrndorf intakt und macht auch sonst fast alles richtig. Entscheidend ist seine geniale Besetzung der beiden jungen Helden, die im geklauten Lada durch den Osten fahren und den "besten Sommer von allen" erleben (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

Tobias Kniebe

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Viva

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Quelle: SZ

Der junge Kubaner Jesus, der nichts und niemanden hat, findet auf der Bühne einer Travestie-Bar zu sich selbst: als Sängerin Viva. Dann aber taucht sein lang verlorener Vater auf und erschwert den Kampf um seine Identität. Paddy Breathnachs irische Produktion in spanischer Sprache lebt vor allem vom Drehort Havanna, was das Ganze etwas spannender und exotischer wirken lässt als andere Filme des Sei-du-selbst-Genres.

Bahareh Ebrahimi

© SZ.de/cag
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