Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Brutale Poesie im Großstadtmoloch von Caracas und Geschwisterliebe in einer Kreuzberger WG - das erwartet Sie in den Filmstarts der Woche.

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90 Minuten - Bei Abpfiff Frieden

Kino-Kurzkritiken: 90 Minuten

Quelle: Nadine Fraczkowski, GRINGO Films GmbH

90 Minuten soll er dauern, der finale Machtkampf im Nahostkonflikt: ein Fußballspiel. Israel gegen Palästina. Wer verliert, muss gehen. Mit wackeliger Kamera und spitzen Hieben in beide Richtungen kreist die Mockumentary von Eyal Halfon um die Spielvorbereitungen: Man zankt um die Schiedsrichter-Frage, Detlev Buck hadert als deutscher Coach der Israelis mit seiner historischen Verantwortung. Mal ist das närrisch, mal quälend zynisch, immer unterhaltsam detailreich.

Annett Scheffel

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The Assassin

The Assassin

Quelle: Delphi Filmverleih

Zwei Minuten dieses Martial-Arts-Films fühlen sich an wie zwei Stunden, und die zwei Stunden, die er tatsächlich dauert, wie zwei Jahre. Aber: Es sind zwei sehr schöne Jahre. Eine Attentäterin soll den Mann, den sie liebt, ermorden. Ästhetisiert bis zur Selbstparodie ist jedes einzelne Bild bei Hsiao-Hsien Hou ein Gemälde. Ein fantastischer Film, der sich nie ganz erschließt und bei dem es darum geht, was nicht oder nur fast geschieht.

Juliane Liebert

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Caracas, eine Liebe

Caracas, eine Liebe

Quelle: Alexandra Bas; Alexandra Bas

Zunächst mutet es an wie eine "Tod in Venedig"-Geschichte im venezolanischen Großstadtmoloch: Ein mittelalter Zahntechniker, der sich auf der Straße junge Männer sucht, trifft auf einen jugendlichen Kleinkriminellen. Lorenzo Vigas präsentiert seine Fabel über Verlangen und Verlustängste aber als ungewohnt wortkargen und vieldeutigen Irrgarten der Blicke. Brutal, feinfühlig, seltsam poetisch.

Annett Scheffel

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High-Rise

High-Rise

Quelle: Aidan Monaghan; DCM

Wildgewordene Engländer kapseln sich von der Außenwelt ab und machen sich das Leben zur Hölle - der Brexit verleiht diesem Film von Ben Wheatley unerwartete Aktualität. Tom Hiddlestone, Sienna Miller und Jeremy Irons sind unter den Bewohnern eines Hochhauses, das als Utopie einer vertikalen Stadt errichtet wurde. Selten sah die Zukunft im Seventies-Style so brutal gut aus. Dann aber werden die weißen Flokatis durch Klassenhass, Primitivismus und bösen Humor beschmutzt. Ein irrer, verwirrender, ziemlich singulärer Trip.

Tobias Kniebe

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Ice Age - Kollision voraus

Ice Age

Quelle: 20th Century Fox

Das Eiszeitabenteuer ist im fünften Teil vollends zur Familiensaga gereift. Mammutmädchen Peaches möchte mit ihrem Verlobten das heimische Tal verlassen, Papa Manny will sie umstimmen - aber erst muss die Gruppe einen gewaltigen Meteoriten umlenken. Die lustigsten Szenen in dem Animationsfilm von Mike Thurmeier sind wie immer die Szenen um Scrat, der mit seiner Eichel diesmal "Gravity"-haft durchs Weltall kreist.

Karoline Meta Beisel

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InnSæi - Die Kraft der Intuition

Intuition

Quelle: mindjazz pictures

Die Krise der Leistungsgesellschaft konstatiert diese Doku und macht dafür die Dominanz unserer linken Gehirnhälften verantwortlich. Für die isländischen Regisseurinnen Kristín Ólafsdóttir und Hrund Gunnsteinsdottir wäre mehr Intuition statt Logik der Lösungsweg für viele Weltprobleme - dazu befragen sie Wissenschaftler, Künstler und Pädagogen. Das ist nicht so esoterisch, wie es klingt, ihr Film enthält interessante Anregungen.

Martina Knoben

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Lou Andreas-Salomé

Lou Andreas-Salomé

Quelle: Wild Bunch Germany

Die Frau mit der Peitsche, die Nietzsche antreibt. So zeigt ein berühmtes Foto Lou Andreas-Salomé (1861-1937). Sie war großen Geistern Weggefährtin und Muse. Cordula Kablitz-Post stilisiert Lou zur Heldin einer Feminismus-Soap, in der die Männer (Nietzsche und Rilke) als Witzfiguren rangieren, aber bleibt unfähig, den geistigen Raum, den Lou betrat, auch nur anzudeuten.

Rainer Gansera

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Ma Ma - Der Ursprung der Liebe

Ma Ma

Quelle: Entertainment One Films

Penélope Cruz: schön, strahlend, wunderbar - als Mutter, die sich von ihrer tödlichen Brustkrebs-Erkrankung nicht unterkriegen lässt. Für den Spanier Julio Medem repräsentieren Frauen das innerste Geheimnis von Leben und Liebe. Er setzt den Körper der Erkrankten zunächst den medizinischen Verfahren aus, um ihn dann ins Zentrum einer Hymne-ans-Leben-Fabel zu stellen. (Sehen Sie hier eine ausführliche Filmkritik im Video.)

Hier sehen Sie eine Rezension im Video.

Rainer Gansera

9 / 12

Meier Müller Schmidt

Meier Müller Schmidt

Quelle: Barnsteiner-Film

Drei junge Typen in einer Kreuzberger WG, da kann man ja einfach mal draufhalten und abfilmen, was passiert. Es reicht aber nicht für einen Film, der auch eine klassische Handlung haben soll. Und weil Regisseur Sebastian Peterson das merkt, muss die Liebe zwischen Halbgeschwistern entbrennen, müssen die Jungs absurde Jobs haben. Zwischendurch läuft Punkmusik zu wild geschnittenen Szenencollagen. Ein Film, um ihn am Putztag nebenher in der WG-Küche laufen zu lassen.

Kathleen Hildebrand

10 / 12

Nur wir drei gemeinsam

Nur wir drei gemeinsam

Quelle: ©ROXANE B./ WEBISTAN

Sind Revolutionen witzig? Im Kino schon. Hibat landet in Iran im Knast, er hat sich revolutionären Kräften angeschlossen, und dazu gehört, dass er mit absurder Sturheit verweigert, zum Schah-Geburtstag Kuchen zu essen - das ist selbst für einen Revolutionär zu aufmüpfig. Und so haben er und seine Frau nach der Revolution bald nur zwei Alternativen: Flucht oder noch mehr Knast. In der Pariser Banlieue werden sie dann heimischer, als sie je irgendwo anders waren, Weltverbesserer werden dort dringend gebraucht. Der Komiker Kheiron hat die Geschichte seiner Eltern verfilmt, mit sich selbst in der Rolle des Vaters. Das Ergebnis ist dann nicht nur komisch, sondern auch rührend.

Susan Vahabzadeh

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Paraiso

Paraiso

Quelle: Gregory Smith; Arsenal Filmverleih

Sie pflanzen noch ein schmales Bäumchen, bevor sie das Paradies verlassen, Carmen und Alfredo, aus dem Vorort Satélite, wo sie im Kreise der Familie wohnen, in die Stadt Mexico selbst ziehen, im Film von Mariana Chenillo. Alfredo hat einen tollen Computer-Job in der Bank, er ruht in sich, nur Carmen belauscht unfreiwillig im Waschraum bei einer Betriebsfeier, wie zwei Ladies sich über die zwei Dicken aus der Provinz mokieren. Ja, nicht sehr schlank sind die beiden, in der Tat, aber sie liefern eine hinreißende Physiologie der Unförmigkeit, noch im Versuch, sich schlank zu hungern.

Fritz Göttler

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Väter und Töchter - Ein ganzes Leben

Kinostart - 'Väter und Töchter - Ein ganzes Leben'

Quelle: dpa

Russell Crowe spielt einen gefeierter Schriftsteller, der sich bei einer Autofahrt mit seiner Ehefrau streitet und in einem Moment der Unachtsamkeit einen Unfall baut. Sie stirbt, er und die gemeinsame Tochter überleben. Ein Vorfall, den das Mädchen (Amanda Seyfried) Jahre später durch sehr viele Affären kompensiert. Trotz der langweiligen Moralisierung von Promiskuität ist Gabriele Muccinos Film eine interessante Bestandsaufnahme über einen großen Problembeziehungstrend im Kino: Väter und Töchter. Da Diane Kruger mitspielt, verbietet sich der Gedanke an Mutterwärme nämlich von selbst.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de/doer
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