Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Wie lebt es sich als Kind mit zwei Müttern oder Vätern? Und kann es gut gehen, das eigene Geschlecht zu verstecken, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen? Existenzielle Fragen in den Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Kinokritikern

Athos

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(Foto: VIDICOM / Peter Bardehle)

"Der Garten der Mutter Gottes" wird die Mönchsrepublik Athos genannt. Die Gottesmutter ist die einzige Frau, die dort sein darf, selbst weibliche Haustiere sind verboten. Die Mönche leben ein abgeschiedenes, ritualisiertes Leben inmitten der Natur. Andreas Martin und Peter Bardehle durften sie filmen und haben einen der letzten weißen Flecken auf der Landkarte Europas kartografiert. Warum sie sich für diese Art zu leben interessieren, erschließt sich allerdings nicht, zu sehr ähnelt ihr Film einer Reise-Doku.

Bastille Day

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(Foto: dpa)

Wer wird der nächste James Bond? Im Zusammenhang mit dieser Frage fällt öfters der Name Idris Elba, der in diesem Actionthriller schon mal prophylaktisch demonstriert, dass er über Hausdächer rennen und gleichzeitig lässige Aphorismen von sich geben kann. Ansonsten zeigt James Watkins in seiner Terrorfantasie ein geknechtetes Paris im Ausnahmezustand, das nicht sonderlich weit von der Realität entfernt ist.

Café Belgica

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(Foto: Thomas Dhanens; Thomas Dhanens)

Aufstieg und Fall einer legendären Musikkneipe in Gent. Tolle Musik (Soulwax), stürmischer Wellengang von Rausch und Ernüchterung. Mitreißend beschwört der Belgier Felix van Groeningen die Punkrock-Euphorien und erzählt den Konflikt der beiden Brüder, die den Club betreiben, als Saga vom schönen Traum, der im haltlosen Exzess versinkt - und verraten wird.

Die Frau mit der Kamera - Abisag Tüllmann

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(Foto: Foto Abisag Tüllmann)

Claudia von Alemann blättert in den Fotos und im Leben der Fotografin: Tüllman fotografierte die Auschwitzprozesse, die 68er-Bewegung, die Black Panther, das deutsche Theater und die Hausbesetzerszene. Bilder einer Welt, die sich noch nicht an die Kameras gewöhnt hatte. Alemanns Foto-Slideshow zeugt davon, dass diese Welt heute endgültig verloren ist.

Gayby Baby

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(Foto: Amanda James; Rise and Shine Cinema)

Kann das gut gehen, Kinder die mit zwei Müttern oder zwei Vätern aufwachsen? Beladen mit Zweifeln reden alle darüber, Politiker, Therapeuten, Soziologen. Was aber empfinden die Kinder lesbischer und schwuler Eltern? Die Australierin Maya Newell hat vier Jahre lang erstaunlich reife, beeindruckend kluge Jungs und Mädchen in ihrem bunten Alltag begleitet. Und siehe da: Es geht ihnen gut. Sehr gut sogar.

Ein ganzes halbes Jahr

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(Foto: dpa)

Wie wäre es, mit einem Rollstuhl zu tanzen? Lou Clark, bezaubernd gespielt von Emilia Clarke, schwingt die Brauen und lacht sich in das Herz des gelähmten und lebensmüden William (Sam Claflin). Der Film startet klebrig-süß, doch Thea Sharrock gelingt nach und nach eine sympathische Bestseller-Verfilmung.

God of Happiness

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(Foto: Philip Kottlorz; Kinostar)

Giorgi ist Kleindarsteller im Film und Zuhälter seines Kumpels Ngudu - für seine Tochter will er sich aber als erfolgreicher Typ inszenieren. Wie in "Invasion" gibt es auch im neuen, tollen Film von Dito Tsintsadze Familie und Familiarität nur noch als Schwindel - und als Versuch, die anderen zu übertrumpfen, während man längst zum Versager wird.

Kill Billy

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(Foto: dpa)

Für Freunde skandinavischen Skurril-Humors. Schrottige Plastikmöbel verkaufen sich besser als Wertarbeit, die Welt ist schlecht und treibt den alten Möbelhändler zu seiner Rache-Odyssee in klirrend kalte Winterlandschaften. Die Entführungsstory eines Möbelkonzernchefs präsentiert Regisseur Gunnar Vikene als rührselig verzwirbelte Absurditätsgaudi.

The Lobster

9 / 13
(Foto: Lanthi; Sony Pictures Home Entertainment)

Der erste englischsprachige Film des griechischen Filmemachers Yorgos Lanthimos, der in Irland gedreht wurde und in einem Hotel spielt, das ganz Nachkriegsengland ist, in Kleidern und Anzügen, Tänzen und Gesichtern, denen von Colin Farrell, Rachel Weisz, Lea Seydoux ... Single sein ist verboten nach den Spielregeln dieses herzzerreißend komischen Films, wer nach 45 Tagen keinen (neuen) Partner hat, wird in ein Tier umoperiert. Der traurige, füllige Farrell, dem die Frau davonlief, möchte in diesem Fall ein Hummer werden. Für den Film gibt es nun eine bestmögliche Wendung, er kam bei uns erst nur auf DVD heraus und wird nun doch in einigen Kinos laufen. (Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension des Films.)

The Neon Demon

10 / 13
(Foto: dpa)

Die Bilder sind zum Träumen schön, aber leider verbeißt sich Nicolas Winding Refn hier einmal mehr in seine monomanen Obsessionen. Elle Fanning spielt die wunderschöne, minderjährige Unschuld aus dem Herzland Amerikas, die in den Moloch der Modeindustrie von L.A. gesogen wird, wo nicht nur bedrohliche Männer ihr Unwesen treiben, sondern auch ein paar ebenso schöne Kolleginnen. Und die sind noch gefährlicher als der Serienkiller von nebenan. (Sehen Sie hier eine ausführliche Rezension des Films im Video.)

Sworn Virgin

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(Foto: dpa)

Hana schwört, für immer Jungfrau zu bleiben. Sie lässt sich ihren Zopf abschneiden, trägt Männerklamotten und nennt sich Mark. Es ist ihre einzige Chance auf ein selbstbestimmtes Leben im kargen Norden Albaniens. Nach diesem uralten Ritual akzeptiert die patriarchalische Gesellschaft, dass sie kein Frauenleben führen will. Nur sie selbst bekommt Zweifel. Nach zehn Jahren Einsamkeit flieht sie zu ihrer Cousine nach Mailand. Ein nüchternes Selbstfindungsdrama von Laura Bispuri.

Treppe aufwärts

12 / 13
(Foto: missingFILMs)

Vom "aufwärts", das der Film im Titel trägt, ist in Mia Maariel Meyers Drei-Generationen-Geschichte nicht viel zu merken. Der Jüngste klaut, und der Vater manipuliert Spielautomaten, um die Schulden des spielsüchtigen Großvaters zurückzuzahlen. Ein, zwei lichtere Momente hätten dem Sozialdrama gutgetan. Immerhin: Matti Schmidt-Schaller, der den Sohn spielt, sollte man sich merken.

Wer ist Oda Jaune?

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(Foto: Real Fiction / Magdalena Hutter)

Von der Meisterschülerin zur Ehefrau: kein leichtes Schicksal, mit Ende zwanzig als Witwe von Immendorf eine eigene Karriere zu meistern. Fasziniert von den surrealen Bildern der deutsch-bulgarischen Malerin Oda Jaune wagt Kamilla Pfeffer in ihrem Abschlussfilm eine Annäherung, die den gewohnten Mustern des Künstlerfilms aus dem Weg geht. Mit originellen Fragen aus dem Proust-Kanon, und indem sie statt einer Zeitzeugen-Armada nur wenige andere Künstler, Sammler und Bewunderer wie Lars Eidinger und Jonathan Meese zu Wort bittet. Könnte gerne etwas länger dauern.

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