Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen - und welche nicht

Zwei Italienerinnen, die einander den Kopf verdrehen. Und eine Teenieschwangerschaft im tiefsten Texas, die ohne Klischees auskommt. Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Kinokritikern

Für immer eins

1 / 9
(Foto: Pro-Fun Media)

Ein Liebesfilm! Aus Italien! Mit zwei Vollblut-Frauen! Der einzige "Haken" ist, dass Federica und Marina nicht Männern den Kopf verdrehen, sondern einander. Maria Sole Tognazzi hat die vielleicht erste Romantic Comedy aus Italien mit zwei lesbischen Frauen gedreht, die darüber hinaus nicht mehr ganz jung sind. Leicht und unterhaltsam ist das Ganze, mit tollen Darstellerinnen. Sehr italienisch eben.

Monsieur Chocolat

2 / 9
(Foto: Julian Torres / Mandarin Cinéma - Gaumon)

Omar Sy spielt Rafael Padilla, genannt "Chocolat", der als Clown schwarzer Hautfarbe zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Frankreich großen Erfolg damit hatte, in der Manege Fußtritte und Ohrfeigen einzustecken. Hervorragender Film von Roschdy Zem, der zeigt, zu welchen Bedingungen jemand nur "als Schwarzer" erfolgreich ist und an ein Spiel gebunden ist, das er bei allem Triumph nur verlieren kann.

Nur Fliegen ist schöner

3 / 9
(Foto: Anne-Françoise Brillot - Why Not Productions)

Mermoz und Michel, zwei große französische Helden ... Jean Mermoz, der legendäre Flieger der Dreißiger, als das Fliegen noch ein Abenteuer war. Und Michel, der nette Angestellte, dem Mermoz das große Vorbild ist und der eines Tages selber loszieht auf große, na ja, nicht ganz so große Fahrt. Nicht im Flieger, sondern, ersatzweise, im Kajak. Bedächtig paddelt er einen kleinen Fluss entlang und landet bei einem Uferlokal, bei der jungen Vimala Pons und der reifen Agnès Jaoui. Bruno Podalydès spielt Michel und führt auch selber Regie, er hat aus diesem Paddeltrip einen absurd verspielten kleinen Liebes- und Lebensfilm gemacht.

Parchim International

4 / 9
(Foto: Michael Weihrauch ; Neue Visionen Filmverleih)

Der Tower ist ein Container auf Stelzen, Schalterbetrieb gibt es nicht. Aus einem ehemaligen Militärflughafen in der norddeutschen Provinz will ein chinesischer Investor einen internationalen Airport machen. Stefan Eberlein und Manuel Fenn haben ihn einige Jahre begleitet, zu Geldgebern und in das Gestrüpp deutscher Bürokratie. Entstanden ist eine Globalisierungs-Tragikomödie, die einen tiefen Einblick gewährt in die Mechanismen solcher Geschäfte - und die Psyche des Investors, der wie ein Don Quijote für seine Vision durch die Welt zieht.

Petting Zoo

5 / 9
(Foto: Peripher Filmverleih)

Ein Film über eine Teenieschwangerschaft in Texas, der all die Momente ausspart, von denen andere Filme zum selben Thema zehren: Wann merkt Layla, dass sie schwanger sein könnte? Wie reagiert der Vater des Kindes? Und wie Laylas gottesfürchtige Eltern, die der Tochter die Abtreibung verbieten? Trotzdem hat man nie das Gefühl, dass in Micah Magees sensiblem, autobiografisch geprägtem Porträt irgendetwas fehlt. Das liegt auch an der tollen jungen Hauptdarstellerin Devon Keller, die man hoffentlich noch häufiger sieht.

Die Prüfung

6 / 9
(Foto: mindjazz pictures / Sven Heußner)

Nervenaufreibender Casting-Marathon im Dienst der Schauspielkunst. Aufnahmeprüfung an der renommierten staatlichen Schauspielschule Hannover. 687 Kandidaten bewerben sich um 10 Studienplätze. Triumphe und Niederlagen, Angstschweiß und Tränen. Dokumentarist Till Harms ist hautnah dabei, darf auch die Jury-Diskussionen filmen und offenbart die Dramen der Leidenschaft, wenn die Prüfer um ihre Lieblingskandidaten ringen.

The Witch

7 / 9
(Foto: Universal Pictures Germany)

Eine Familie strenger Christen zieht 1630 in die Wildnis Neuenglands und will sich einem reinen Leben widmen. Aber das Baby wird entführt, der Teufel sitzt im Ziegenbock, und in den adoleszenten Kindern erwacht die Lust. In taubenblauen Bildern erzählt Robert Eggers eine dubiose Gruselgeschichte, in der er den Glauben als Druckmittel entlarvt und Hexen durch die Lüfte schickt.

X-Men: Apocalypse

8 / 9
(Foto: Twentieth Century Fox France)

Die beiden Vorläufer waren besser - aber alles ist relativ, und gemessen an dem Kleinkrieg Batman Vs. Superman ist die Schlacht, die Bryan Singer zwischen Mutanten-Oberprofessor X (James McAvoy) und seinem ehemaligen Buddy Magneto (Michael Fassbender) inszeniert, eine Doktorarbeit in Psychologie. Magneto heuert diesmal als vierter apokalyptischer Reiter beim Stammvater aller Mutanten (Oscar Isaac) an - das ist der inneren Logik der bisherigen Mutantentheorie nicht gerade zuträglich. Weil aber McAvoy und Fassbender das spielen, als wär's Shakespeare, macht das Resultat dann doch gerade noch vergnüglich.

Bakur

9 / 9
(Foto: Tamam Film)

Beim Filmfestival von Istanbul nahm das türkische Kulturministerium 2015 die Dokumentation aus dem Wettbewerb: Çayan Demirel und Ertuğrul Mavioğlu begleiteten als erste Filmemacher überhaupt kurdische Guerilla-Kämpfer der PKK in der kargen Natur Südostanatoliens. Die intimen Bilder und Geschichten von dort erzählen von Entbehrung und Freiheitswunsch, bleiben aber in einer tendenziösen Schwebe zwischen Berg- und Revolutionsromantik. Faszinierend ist es dennoch, auf die andere Seite zu blicken.

© SZ vom 19.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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